Grundelemente der Ausgabenentwicklung bei Arzneimitteln

Veröffentlicht am: 12.11.24

Langfristige Entwicklung (2012 bis 2023)

Im Vergleich zu den GKV-Leistungsbereichen Ärztliche Behandlung, Krankenhaus und Sonstiges (Heilmittel, Krankengeld, Krankenpflege u.a.) zeigt sich, dass Arzneimittel in den vergangenen zehn Jahren eine leicht überdurchschnittliche Wachstumsrate von 5,2 Prozent aufweisen. Da der GKV-Markt in den letzten Jahren deutlich durch die Corona-Pandemie beeinflusst wurde, sind die Wachstumsraten wie auch die Ausgabenentwicklung der Leistungsbereiche durch Sondereffekte (u.a. Finanzhilfen in Form von Ausgleichszahlungen, Bevorratungseffekte, Mehrwertsteuersenkung, etc.) geprägt.

IGES-Berechnungen nach KJ 1 (BMG)

In einer Zeitreihe von 2013 bis 2023 zeigt sich, dass der höchste Ausgabenposten der GKV analog zu den Jahren zuvor auch im Jahr 2023 durch die Krankenhausbehandlungen entstand. Mit 93.950 Mio. Euro hatten sie den größten absoluten Ausgabenanteil inne. Dies entspricht 33 Prozent der GKV-Gesamtausgaben. Mit Mehrausgaben in Höhe von 5.838 Mio. Euro im Jahr 2023 trug der Bereich der Krankenhausbehandlungen auch am stärksten zum absoluten Ausgabenwachstum bei, im Vergleich zwischen Ausgaben für Arzneimittel, ambulante ärztliche Behandlungen und Krankenhausbehandlungen insgesamt. Gemessen am relativen Wachstum im Jahr 2023 waren die Krankenhausbehandlungen ebenfalls führend mit einem Wachstum von 6,6 Prozent.

Die Arzneimittelausgaben erreichten im Jahr 2023 einen Wert von 50.170 Mio. Euro. Die resultierende Zuwachsrate lag mit 2,7 Prozent unter der des Vorjahres von 4,8 Prozent.

Seit dem Jahr 2019 wird ein weiteres Konto (ambulant über Krankenhausapotheken abgegebene Arzneimittel) berücksichtigt und damit erstmals auch solche Ausgaben, die bisher über andere Konten erfasst wurden. Bezogen auf die bisherige Kontierung erreichten die Ausgaben 2022 eine Höhe von 47.722 Mio. Euro, was ebenfalls einem Ausgabenzuwachs von 4,8 Prozent entsprach.

Der Leistungsbereich der Arzneimittel hatte somit das höchste relative Wachstum im Jahr 2022 (im Vergleich zwischen Ausgaben für Arzneimittel, ambulante ärztliche Behandlungen und Krankenhausbehandlungen insgesamt).

IGES-Berechnungen nach KJ 1 (BMG)

Die indexbasierte Darstellung der Wachstumsraten einzelner GKV-Leistungsbereiche zeigt, dass sich der Arzneimittelsektor in der vergangenen Dekade, mit Ausnahme der Corona Jahre 2019 bis 2021, durchschnittlich entwickelt hat.

IGES-Berechnungen nach KJ 1 (BMG)

* Neues Ausgabenkonto 04310 (entspr. neuer Abgrenzung nach Ausgabenstatistik KJ 1 des BMG) wurde nicht berücksichtigt. Konto 04360 (enthielt bis Ende 2018 teilweise Ausgaben, die seit 2019 durch das Konto 04310 erfasst werden) wurde auf Grundlage der bisherigen Steigerungsraten fortgeschrieben. Kontenabgrenzung somit wie 2018.

Die Einflüsse des Wachstums bei den Arzneimittelausgaben sind vielfältig. Im Jahr 2023 ist dieses primär durch die Verbrauchskomponente bedingt. Entsprechend dem Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes (AMNOG) müssen seit 2011 alle neu eingeführten Arzneimittel einer Zusatznutzenbewertung unterzogen werden. Im Rahmen dieses Prozesses werden Rabatte auf die Arzneimittel verhandelt, die mittlerweile dämpfend auf die Ausgabenentwicklung wirken. Das Ziel, dadurch jährlich zwei Mrd. Euro einzusparen, wurde erstmals 2018 erreicht. Nach Einschätzung des Arzneimittel-Atlas wurden durch die AMNOG-Verhandlungen 2023 bereits rund 8,6 Milliarden Euro für das GKV-System eingespart. Im Jahr 2022 wurden Einsparungen von 6,6 Milliarden Euro erzielt.

Entwicklung im Jahr 2023

Die Ausgaben der GKV für ambulant abgegebene Arzneimittel lagen im Jahr 2023 nach der amtlichen Statistik des Bundesministeriums für Gesundheit bei 50.170 Mio. Euro (KJ 1-Statistik). Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einer Wachstumsrate von 2,7 Prozent.

Die Gesamtentlastung für das Jahr 2023 betrug 13,20 Mrd. Euro und lag somit deutlich über dem Wert des Vorjahres von 11,17 Mrd. Euro.

GKV Arzneimittel-Ausgaben

 

Die Abschläge im Einzelnen für das Jahr 2023:

  • Individuelle Herstellerrabatte: insgesamt 5.836 Mio. Euro, was einem Anstieg von 4,2 Prozent entspricht. Die Individualrabatte (größtenteils Rabattverträge nach § 130a Abs. 8) nahmen 2022 noch um 9,2 Prozent zu.
  • Gesetzliche Rabatte: insgesamt 3.550 Mio. Euro. Gegenüber dem Vorjahr haben die gesetzlichen Rabatte somit um 76,4 Prozent zugenommen. Ursache hierfür ist ein Sondereffekt, der durch die befristete Erhöhung des Herstellerabschlags im Rahmen des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes um 5 Prozentpunkte im Jahr 2023 (von 7 % auf 12 %) ausgelöst wurde.
  • Zuzahlungen von Patienten: insgesamt 2.485 Mio. Euro, ein Anstieg von 3,6 Prozent im Vergleich zu 2022.
  • Abschläge der Apotheken: insgesamt 1.327 Mio. Euro, was einen Anstieg von 14,4 Prozent im Vergleich zu 2022 bedeutet. Durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz hat sich der Apothekenabschlag zum 01.02.2023 auf von 1,77 Euro (brutto) auf 2,00 Euro (brutto) erhöht.
Element der AusgabenentwicklungQuelle2020 (Mio. Euro)2021 (Mio. Euro)2022 (Mio. Euro)Differenz 2021 vs. 2022 (Mio. Euro)2022 Prozentuale Änderung gegenüber dem Vorjahr(%)
IGesamtsumme Arznei- und Verbandmittel aus Apotheken nach AVP***IGES-Berechnung50.69354.73057.4102.6804,9
IIAbschläge auf diese Umsätze-10.254-10.439-11.172-7327,0
darunter
IIaZuzahlungen von PatientenKJ 1-2.296-2.290-2.397-1074,7
IIbArzneimittelrabatte von Herstellern (gesetzlich und individuell)KJ 1-6.839-7.027-7.614-5878,4
IIcArzneimittelrabatte von ApothekernKJ 1-1.119-1.122-1.160-383,4
IIISonstiges****KJ 12.8562.3142.59728212,2
Ausgaben GKVKJ 143.29446.60548.8352.2304,8

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