Die Komponenten der Ausgabenveränderungen für Arzneimittel der GKV im Jahr 2020

Veröffentlicht am: 15.10.21

Am stärksten hat der steigende Verbrauch vor allem von innovativen Krebs- und Immuntherapeutika die Mehrausgaben im GKV-Arzneimittelmarkt beeinflusst und somit Therapiegebiete mit ungedecktem Bedarf betroffen. Diese Zunahme federten zwei Komponenten ab: So führten Preissenkungen 2020 weiterhin zu deutlicheren Einsparungen. Dabei spielten die verhandelten Erstattungspreise im Anschluss an die Nutzenbewertung die größte Rolle. Weitere Einsparungen wurden durch eine verstärkte Verordnung von neuen Generika und Biosimilars generiert.

Der Arzneimittel-Atlas untersucht zehn verschiedene Komponenten, welche die Ausgabenveränderungen für die Versichertengemeinschaft bei Arzneimitteln bestimmen. Dabei geht es um Effekte, die auf veränderte Verordnungsmengen oder Preise, aber auch auf strukturelle Veränderungen wie Markteintritt neuer Wirkstoffe oder Generika zurückzuführen sind.

Das Bild der Veränderung weicht im Jahr 2020 für einige Komponenten vom Vorjahr ab.

IGES-Berechnungen nach NVI (INSIGHT Health)

Die wichtigsten Komponenten im Einzelnen:

  • Verbrauchskomponente: Diese steigerte sich 2020 (2.782,4 Mio. Euro), nochmals um 731,5 Mio. Euro und erreichte somit einen neuen Höchstwert. Hintergrund ist der Anstieg des Verbrauchs von Therapien gegen ein breites Spektrum von Erkrankungen, wobei die Immunsuppressiva (L04) und die antineoplastischen Mittel (L01) den größten Anteil dran hatten. Besonders auffällig war die Entwicklung in der Gruppe der Antihämorrhagika (B02). Die Verbrauchskomponente zeigt für 2020 Mehrausgaben von 281,2 Mio. Euro an. Effekte wie ein höherer Verbrauch von Impfstoffen und die veränderten Vertriebsstrukturen von Hämophiliepräparaten trugen im letzten Jahr ebenfalls zu einer Steigerung der Verbrauchskomponente bei.
  • Preiskomponente: Sie leistete weiterhin große Einsparungen (879,5 Mio. Euro versus 747,8 Mio. Euro 2019). Die höchsten Einsparungen durch Preissenkungen wurden dabei für Immunsuppressiva (L04) und antineoplastische Mittel (L01) erzielt, wobei hier die verhandelten Erstattungspreise im Anschluss an die Nutzenbewertung die größte Rolle spielten. Die erzielten Einsparungen durch die MwSt. Senkung im zweiten Halbjahr 2020 sind in der Komponentenzerlegung nach Erstattungspreisen nicht eindeutig sichtbar, da bei diesem Ansatz zusätzlich die Rabatte berücksichtigt wurden. Durch die erweiterte Austauschmöglichkeit bei Arzneimittelverordnungen kam es bei den Individualrabatten zu einem umgekehrten Effekt auf die Komponente, der die Senkung der MwSt. teilweise überlagerte.
  • Innovationskomponente (Therapieansatz- und Analogkomponente): Diese Komponente bleibt trotz der stetig neuen Arzneimittel fast unverändert im Vergleich zu 2019 (Therapieansatzkomponente: 957,6 Mio. Euro, Analogkomponente: 305,5 Mio. Euro). Den größten innovationsbedingten Einfluss auf die Mehrausgaben hatten antineoplastische Mittel (L01), antithrombotische Mittel (B01) und Endokrine Therapien (L02). Auch Ausgabenrückgänge durch die Innovationskomponenten wurden beobachtet. Hier führten die anderen Mittel für das Nervensystem (N07), andere Mittel für das Blutsystem (B06) und die Antiviralen Mittel zur systemischen Anwendung (J05).
  • Generikakomponente: Sie war die Strukturkomponente mit dem größten Einspareffekt im Jahr 2020 (348,6 Mio. Euro). Am stärksten trugen 2020 die Immunsuppressiva (L04) und die antineoplastische Mittel (L01) zu den Einsparungen bei, weil Patentabläufe die Einführung neuer Generika ermöglichten.