Veröffentlicht am: 05.03.24
Im Vergleich zu den GKV-Leistungsbereichen Ärztliche Behandlung, Krankenhaus und Sonstiges (Heilmittel, Krankengeld, Krankenpflege u.a.) zeigt sich, dass Arzneimittel in den vergangenen zehn Jahren eine durchschnittliche Wachstumsrate von 5,2 Prozent aufweisen. Da der GKV-Markt in den letzten beiden Jahren deutlich durch die Corona-Pandemie beeinflusst wurde, sind die Wachstumsraten wie auch die Ausgabenentwicklung der Leistungsbereiche durch Sondereffekte (u.a. Finanzhilfen in Form von Ausgleichszahlungen, Bevorratungseffekte, Mehrwertsteuersenkung, etc.) geprägt.
In einer Zeitreihe von 2012 bis 2022 zeigt sich, dass der höchste Ausgabenposten der GKV analog zu den Jahren zuvor auch im Jahr 2022 durch die Krankenhausbehandlungen entstand. Mit 87.550 Mio. Euro hatten sie den größten absoluten Ausgabenanteil inne. Dies entspricht 32 Prozent der GKV-Gesamtausgaben. Mit Mehrausgaben in Höhe von 2.200 Mio. Euro im Jahr 2022 trug der Bereich der Krankenhausbehandlungen auch am stärksten zum absoluten Ausgabenwachstum bei.
Die Arzneimittelausgaben erreichten im Jahr 2022 einen Wert von 48.835 Mio. Euro. Die resultierende Zuwachsrate lag mit 4,8 Prozent unter der des Vorjahres von 7,6 Prozent.
Seit dem Jahr 2019 wird ein weiteres Konto (ambulant über Krankenhausapotheken abgegebene Arzneimittel) berücksichtigt und damit erstmals auch solche Ausgaben, die bisher über andere Konten erfasst wurden. Bezogen auf die bisherige Kontierung erreichten die Ausgaben 2022 eine Höhe von 47.722 Mio. Euro, was ebenfalls einem Ausgabenzuwachs von 4,8 Prozent entsprach.
Der Leistungsbereich der Arzneimittel hatte somit das höchste relative Wachstum im Jahr 2022 (im Vergleich zwischen Ausgaben für Arzneimittel, ambulante ärztliche Behandlungen und Krankenhausbehandlungen insgesamt).
Die indexbasierte Darstellung der Wachstumsraten einzelner GKV-Leistungsbereiche zeigt, dass sich der Arzneimittelsektor in der vergangenen Dekade, mit Ausnahme der Corona Jahre 2019 bis 2021, durchschnittlich entwickelt hat.
* Neues Ausgabenkonto 04310 (entspr. neuer Abgrenzung nach Ausgabenstatistik KJ 1 des BMG) wurde nicht berücksichtigt. Konto 04360 (enthielt bis Ende 2018 teilweise Ausgaben, die seit 2019 durch das Konto 04310 erfasst werden) wurde auf Grundlage der bisherigen Steigerungsraten fortgeschrieben. Kontenabgrenzung somit wie 2018.
Die Einflüsse des Wachstums bei den Arzneimittelausgaben sind vielfältig. Im Jahr 2022 ist dieses primär durch die Verbrauchskomponente bedingt. Entsprechend dem Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes (AMNOG) müssen seit 2011 alle neu eingeführten Arzneimittel einer Zusatznutzenbewertung unterzogen werden. Im Rahmen dieses Prozesses werden Rabatte auf die Arzneimittel verhandelt, die mittlerweile dämpfend auf die Ausgabenentwicklung wirken. Das Ziel, dadurch jährlich zwei Mrd. Euro einzusparen, wurde erstmals 2018 erreicht. Nach Einschätzung des Arzneimittel-Atlas wurden durch die AMNOG-Verhandlungen 2022 bereits rund 6,6 Milliarden Euro für das GKV-System eingespart. Im Jahr 2021 wurden Einsparungen von 5,5 Milliarden Euro erzielt.
Für die Krankenhausbehandlungen zeigt sich in der indexierten Darstellung ein deutlich abgeschwächtes Ausgabenwachstum zwischen 2019 und 2020, welches auf die Corona-Pandemie zurückzuführen ist. Im Jahr 2020 erhielten die Krankenhäuser circa 9,4 Mrd. Euro aus Steuermitteln für die freigehaltenen Betten sowie ca. 700 Mio. Euro aus dem Gesundheitsfond für die Erhöhung der Intensivbettenkapazitäten.
Nach Einschätzung des Arzneimittel-Atlas wurden durch die AMNOG-Verhandlungen 2021 bereits rund 5,9 Milliarden Euro für das GKV-System eingespart. Für das Jahr 2022 wird ein Einsparvolumen von 8,4 Milliarden Euro erwartet.
Für die Krankenhausbehandlungen zeigt sich in der indexierten Darstellung ein deutlich abgeschwächtes Ausgabenwachstum zwischen 2019 und 2020, welches auf die Corona-Pandemie zurückzuführen ist. Im Jahr 2020 erhielten die Krankenhäuser ca. 9,4 Mrd. Euro aus Steuermitteln für die freigehaltenen Betten sowie ca. 700 Mio. Euro aus dem Gesundheitsfond für die Erhöhung der Intensivbettenkapazitäten.
Die Ausgaben der GKV für ambulant abgegebene Arzneimittel lagen im Jahr 2022 nach der amtlichen Statistik des Bundesministeriums für Gesundheit bei 48.835 Mio. Euro (KJ 1-Statistik). Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einer Wachstumsrate von 4,8 Prozent.
Die Gesamtentlastung für das Jahr 2022 betrug 11,17 Mrd. Euro und lag somit deutlich über dem Wert des Vorjahres von 10,44 Mrd. Euro.
Die Abschläge im Einzelnen für das Jahr 2022:
Element der Ausgabenentwicklung | Quelle | 2020 (Mio. Euro) | 2021 (Mio. Euro) | 2022 (Mio. Euro) | Differenz 2021 vs. 2022 (Mio. Euro) | 2022 Prozentuale Änderung gegenüber dem Vorjahr(%) | |
I | Gesamtsumme Arznei- und Verbandmittel aus Apotheken nach AVP*** | IGES-Berechnung | 50.693 | 54.730 | 57.410 | 2.680 | 4,9 |
II | Abschläge auf diese Umsätze | -10.254 | -10.439 | -11.172 | -732 | 7,0 | |
darunter | |||||||
IIa | Zuzahlungen von Patienten | KJ 1 | -2.296 | -2.290 | -2.397 | -107 | 4,7 |
IIb | Arzneimittelrabatte von Herstellern (gesetzlich und individuell) | KJ 1 | -6.839 | -7.027 | -7.614 | -587 | 8,4 |
IIc | Arzneimittelrabatte von Apothekern | KJ 1 | -1.119 | -1.122 | -1.160 | -38 | 3,4 |
III | Sonstiges**** | KJ 1 | 2.856 | 2.314 | 2.597 | 282 | 12,2 |
Ausgaben GKV | KJ 1 | 43.294 | 46.605 | 48.835 | 2.230 | 4,8 |