Die Komponenten der Ausgabenveränderungen für Arzneimittel der GKV im Jahr 2022

Veröffentlicht am: 10.11.23

Am stärksten hat die Verbrauchskomponente – vor allem von innovativen Krebs- und Immuntherapeutika– die Mehrausgaben im GKV-Arzneimittelmarkt beeinflusst und somit Therapiegebiete mit ungedecktem Bedarf betroffen. Diese Zunahme federten zwei Komponenten ab: So führten Preissenkungen 2022 weiterhin zu deutlicheren Einsparungen. Dabei spielten die verhandelten Erstattungspreise im Anschluss an die Nutzenbewertung die größte Rolle. Weitere Einsparungen wurden durch eine verstärkte Verordnung von neuen Generika und Biosimilars generiert.

Der Arzneimittel-Atlas untersucht zehn verschiedene Komponenten, welche die Ausgabenveränderungen für die Versichertengemeinschaft bei Arzneimitteln bestimmen. Dabei geht es um Effekte, die auf veränderte Verordnungsmengen oder Preise, aber auch auf strukturelle Veränderungen wie Markteintritt neuer Wirkstoffe oder Generika zurückzuführen sind.

Das Bild der Veränderung weicht im Jahr 2022 für einige Komponenten vom Vorjahr ab.

IGES-Berechnungen nach NVI (INSIGHT Health)

Die wichtigsten Komponenten im Einzelnen:

  • Verbrauchskomponente: Diese Komponente erreichte im Jahr 2022 einen Wert von 2.359,8 Mio. Euro und war somit um 77,2 Mio. Euro geringer als im Vorjahr und dennoch marktleitend. Der Verbrauchsanstieg war primär durch Therapien beeinflusst, die gegen ein breites Spektrum von Erkrankungen eingesetzt werden. Immunsuppressiva (L04), antineoplastische Mittel (L01) und Antidiabetika (A10) bildeten hierbei den größten Anteil, wobei in der Gruppe der Immunsuppressiva insbesondere Arzneimittel gegen Psoriasis, rheumatoide Arthritis und Multiple Sklerose für den Verbrauchszuwachs verantwortlich waren. In der Gruppe der Impfstoffe verzeichneten die Vakzine gegen Herpes zoster einen starken Anstieg.
  • Preiskomponente: Die Preiskomponente verursachte Einsparungen von 428,7 Mio. Euro im Jahr 2022. Maßgeblich hierfür waren antineoplastische Mittel (L01), Immunsuppressiva (L04) und andere Mittel für das Nervensystem (N07) wobei die verhandelten Erstattungspreise im Anschluss an die Nutzenbewertung die größte Rolle spielten. Hintergrund der Mehrkosten von 288,7 Mio. Euro im Jahr 2021waren zwei Sondereffekte: So kam es durch die Mehrwertsteuersenkung im zweiten Halbjahr 2020 zu den erwünschten Einsparungen, doch führte die die Wiederanhebung der Mehrwertsteuer im zweiten Halbjahr 2021 zwangsläufig zu einem Preisanstieg, der zu entsprechenden Mehrausgaben führte. Dieser Effekt auf die Umsatzänderung ist auch in der Preiskomponente deutlich zu erkennen und trägt mit ca. 600 Mio. Euro zu den Mehrausgaben bei. Aufgrund der erweiterten Austauschmöglichkeit bei Arzneimittelverordnungen kam es zu einem verminderten Anstieg der Individualrabatte und somit zu entgangenen Rabatten von schätzungsweise 300 Mio. Euro.
  • Innovationskomponente (Therapieansatz- und Analogkomponente): Diese Komponente blieb trotz der stetigen Einführung von neuen Arzneimitteln fast unverändert im Vergleich zu 2021 (Therapieansatzkomponente: 1.229,8 Mio. Euro, Analogkomponente: 251,9 Mio. Euro). Den größten innovationsbedingten Einfluss auf die Mehrausgaben hatten antineoplastische Mittel (L01), Antidiabetika (A10) und antithrombotische Mittel (B01).
  • Generikakomponente: Sie war die Strukturkomponente mit dem größten Einspareffekt im Jahr 2022 (678,5 Mio. Euro). Am stärksten trugen 2022 die Immunsuppressiva (L04) und antineoplastische Mittel (L01) zu den Einsparungen bei, weil vermehrt neuere Generika verbraucht wurden.