Grundelemente der Ausgabenentwicklung bei Arzneimitteln

Veröffentlicht am: 06.02.20

Langfristige Entwicklung (2008 bis 2018)

Im Vergleich zu den GKV-Leistungsbereichen Ärztliche Behandlung, Krankenhaus und Sonstiges (Heilmittel, Krankengeld, Krankenpflege u.a.) zeigt sich, dass Arzneimittel in den vergangenen zehn Jahren ein unterdurchschnittliches Wachstum aufwiesen. Ihre durchschnittliche jährliche Wachstumsrate lag im Zeitraum 2008 bis 2018 bei 3,1 Prozent und war damit im Vergleich zu den anderen Leistungsbereichen am niedrigsten.

IGES-Berechnungen nach KJ 1 (BMG)

In einer Zeitreihe von 2008 bis 2018 zeigt sich, dass der höchste Ausgabenposten der GKV analog zu den Jahren zuvor auch im Jahr 2018 durch die Krankenhausbehandlungen entstand. Mit 77.160 Mio. Euro hatten sie den größten absoluten Ausgabenanteil inne. Dies entspricht 34 % der GKV-Gesamtausgaben. Mit Mehrausgaben in Höhe von 2.265 Mio. Euro im Jahr 2018 trug dieser Bereich am stärksten zum Ausgabenwachstum bei.

Das höchste relative Wachstum im Jahr 2018 (im Vergleich zwischen Ausgaben für Sonstige, Arzneimitteln und Krankenhausbehandlungen insgesamt) zeigten - wie schon im Vorjahr - die Ausgaben für ambulante ärztliche Behandlung mit 3,5 %.

Die Arzneimittelausgaben erreichten im Jahr 2018 einen Wert von 38.669 Mio. Euro. Der daraus resultierende Zuwachs von 2,6 % lag deutlich unter dem Wert des Vorjahres von 3,9 %.

IGES-Berechnungen nach KJ 1 (BMG)

Auch die indexbasierte Darstellung der Wachstumsraten einzelner GKV-Leistungsbereiche zeigt, dass sich der Arzneimittelsektor in der vergangenen Dekade unterdurchschnittlich entwickelt hat.

Vor allem zwischen den Jahren 2011 bis 2014 dominiert eine Erhöhung des Herstellerabschlages als Sondereffekt die Darstellung bei Arzneimitteln. Unabhängig davon hat die Einführung der Nutzenbewertung nach § 35a SGB V mit dem Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes (AMNOG) ab dem Jahr 2011 zu deutlich geringeren Ausgaben im Arzneimittelsektor geführt.

IGES-Berechnungen nach KJ 1 (BMG)

Das 2011 in Kraft getretene AMNOG strebt an, durch die an die Nutzenbewertung anschließenden Erstattungspreisverhandlungen die Ausgaben für neue Arzneimittel jährlich um rund 2 Milliarden Euro zu senken. Dieses Ziel wurde im Jahr 2018 erstmals erreicht. Die durch die Preisverhandlungen erzielten Herstellerrabatte für alle nutzenbewerteten Arzneimittel summierten sich auf 2,66 Milliarden Euro. Im Jahr 2014 belief sich das gesamte Rabattvolumen noch auf nur 433 Mio. Euro.

Quelle: IGES-Berechnungen nach NVI (INSIGHT Health) und Lauer-Taxe, * Der Gesamteffekt ergibt sich aus den mit den pharmazeutischen Unternehmen verhandelten Erstattungspreisen und ggf. geringeren gesetzlichen Herstellerrabatten sowie den resultierenden geringeren Handelsspannen für Großhandel und Apotheken. (Stand 4. Quartal 2018)

Weitere Informationen zur Nutzenbewertung nach dem AMNOG liefert das AMNOG-Reporting des Arzneimittel-Atlas.

Entwicklung im Jahr 2018

Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für ambulant abgegebene Arzneimittel lagen im Jahr 2018 bei 38.669 Mio. Euro, entsprechend der Statistik des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG). Sie wuchsen im Vergleich zum Vorjahr sehr moderat um 2,6 Prozent. Zurückzuführen ist dies vor allem auf die gestiegenen Herstellerrabatte, die 2018 zu Einsparungen in Höhe von 6.192 Mio. Euro führten. Das sind 8,6 Prozent (492 Mio. Euro) mehr als im Vorjahr.

Elemente der Ausgabenentwicklung der GKV für Arznei- und Verbandmittel in den Jahren 2016–2018.
Element der Ausgabenentwicklung Quelle 2016 (Mio. Euro) 2017 (Mio. Euro) 2018 (Mio. Euro) Differenz
2017
vs. 2018 (Mio. Euro)
2018
Änderung gegenüber dem Vorjahr (%)
I Umsätze für Arznei- und Verbandmittel aus Apotheken nach AVP* IGES-Berechnung 41.349 42.820 44.158 1.339 3,1
II Abschläge auf diese Umsätze -8.868 -9.071 -9.617 -547 6,0
darunter
IIa Zuzahlungen von Patienten KJ 1 -2.174 -2.196 -2.246 -49 2,2
IIb Arzneimittelrabatte von Herstellern (gesetzlich und individuell) KJ 1 -5.596 -5.700 -6.192 -492 8,6
IIc Arzneimittelrabatte von Apothekern KJ 1 -1.098 -1.175 -1.180 -5 0,4
III Sonstiges** KJ 1 3.790 3.954 4.128 174 4,4
Ausgaben der GKV nach Abzug der Abschläge KJ 1 36.270 37.703 38.669 966 2,6
* Aus Apotheken, ohne Hilfsmittel, zu Apothekenverkaufspreisen ** Ausgaben für Arzneimittel außerhalb der vertragsärztlichen Versorgung, Digitalisierung der Verordnungsblätter, Arzneimittel von sonstigen Lieferanten und dem Versandhandel Quelle: KJ 1 (BMG), NVI (INSIGHT Health), IGES-Berechnungen

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Die Umsätze der Apotheken mit Arznei- und Verbandmitteln zu Apothekenverkaufspreisen stiegen – berechnet aus der amtlichen Statistik des BMG – 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 3,1 % bzw. 1.339 Mio. Euro auf 44.158 Mio. Euro.

Für die Umsätze der Arznei- und Verbandmittel aus Apotheken waren die Steigerungen somit etwas größer als die entsprechenden Ausgaben der GKV nach Abzug der Abschläge. Ursache für den Unterschied war der Anstieg der Abschläge. Für die Kassen wurden im Vergleich zum Vorjahr deutliche zusätzliche Einsparungen von insgesamt 547 Mio. Euro realisiert, wozu hauptsächlich die Herstellerabschläge beitrugen.

Die Abschläge im Einzelnen:

  • Gesetzliche und individuelle Herstellerrabatte: insgesamt 6.192 Mio. Euro. Vor allem die Individualrabatte (größtenteils Rabattverträge nach § 130a Abs. 8) nahmen 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 11,7 Prozent zu (2016/2017 waren dies lediglich 3,7 Prozent).
  • Zuzahlungen von Patienten: insgesamt 2.246 Mio. Euro, ein Plus von 2,2 Prozent im Vergleich zu 2017.
  • Abschläge der Apotheken: insgesamt 1.180 Mio. Euro. Sie blieben nahezu unverändert, weil die Rabatthöhe seit Mitte 2015 gesetzlich festgesetzt ist (GKV-Versorgungsstärkungsgesetz).