Die Komponenten der Ausgabenveränderungen für Arzneimittel der GKV im Jahr 2021

Veröffentlicht am: 26.08.22

Am stärksten hat die Verbrauchskomponente – vor allem von innovativen Krebs- und Immuntherapeutika sowie Hämophilieprodukten – die Mehrausgaben im GKV-Arzneimittelmarkt beeinflusst und somit Therapiegebiete mit ungedecktem Bedarf betroffen. Diese Zunahme federten zwei Komponenten ab:

So führten Preissenkungen 2021 weiterhin zu deutlicheren Einsparungen. Dabei spielten die verhandelten Erstattungspreise im Anschluss an die Nutzenbewertung die größte Rolle.

Weitere Einsparungen wurden durch eine verstärkte Verordnung von neuen Generika und Biosimilars generiert. Diese wurden allerdings durch die mehrere Sondereffekte überlagert und erheblich abgeschwächt.

Der Arzneimittel-Atlas untersucht zehn verschiedene Komponenten, welche die Ausgabenveränderungen für die Versichertengemeinschaft bei Arzneimitteln bestimmen. Dabei geht es um Effekte, die auf veränderte Verordnungsmengen oder Preise, aber auch auf strukturelle Veränderungen wie Markteintritt neuer Wirkstoffe oder Generika zurückzuführen sind.

Das Bild der Veränderung weicht im Jahr 2021 für einige Komponenten vom Vorjahr ab.

IGES-Berechnungen nach NVI (INSIGHT Health)

Die wichtigsten Komponenten im Einzelnen:

  • Verbrauchskomponente: Diese Komponente erreichte im Jahr 2021 einen Wert von 2.350,5 Mio. Euro und war somit um 352,8 Mio. Euro etwas geringer als im Vorjahr, dennoch marktleitend. Der Verbrauchsanstieg war primär durch Therapien beeinflusst, die gegen ein breites Spektrum von Erkrankungen eingesetzt werden. Immunsuppressiva (L04), blutstillende Mittel inkl. Hämophilieprodukten (B02), antineoplastische Mittel (L01) und andere Mittel für den Respirationstrakt (R07) bildeten hierbei den größten Anteil. Der Verbrauchsanstieg bei den blutstillenden Mitteln war, wie schon im letzten Jahr, ganz überwiegend durch die veränderten Vertriebsstrukturen von Hämophiliepräparaten bedingt und ist daher als Sondereffekt anzusehen. Hämophilieprodukte werden seit September 2020 über die GKV vertrieben und abgerechnet.
  • Preiskomponente: Die Preiskomponente verursachte Mehrkosten von 325,1 Mio. Euro im Jahr 2021. Maßgeblich hierfür waren die Impfstoffe (J07). Die höchsten Einsparungen durch Preissenkungen wurden für Immunsuppressiva (L04) und antineoplastische Mittel (L01) erzielt, wobei hier die verhandelten Erstattungspreise im Anschluss an die Nutzenbewertung die größte Rolle spielten. Hintergrund der Mehrkosten insgesamt waren zwei Sondereffekte: So kam es durch die Mehrwertsteuersenkung im zweiten Halbjahr 2020 zu den erwünschten Einsparungen, doch führte die die Wiederanhebung der Mehrwertsteuer im zweiten Halbjahr 2021 zwangsläufig zu einem Preisanstieg, der zu entsprechenden Mehrausgaben führte. Dieser Effekt auf die Umsatzänderung ist auch in der Preiskomponente deutlich zu erkennen und trägt mit ca. 600 Mio. Euro zu den Mehrausgaben bei. Aufgrund der erweiterten Austauschmöglichkeit bei Arzneimittelverordnungen kam es zu einem verminderten Anstieg der Individualrabatte und somit zu entgangenen Rabatten von schätzungsweise 300 Mio. Euro.
  • Innovationskomponente (Therapieansatz- und Analogkomponente): Diese Komponente blieb trotz der stetigen Einführung von neuen Arzneimitteln fast unverändert im Vergleich zu 2020 (Therapieansatzkomponente: 1.134,5 Mio. Euro, Analogkomponente: 304,2 Mio. Euro). Den größten innovationsbedingten Einfluss auf die Mehrausgaben hatten antineoplastische Mittel (L01), antithrombotische Mittel (B01) und Antidiabetika (A10). Auch Ausgabenrückgänge durch die Innovationskomponenten wurden beobachtet. Hier führten die Ophthalmika (S01) und die anderen Mittel für das Nervensystem (N07).
  • Generikakomponente: Sie war die Strukturkomponente mit dem größten Einspareffekt im Jahr 2021 (243,1 Mio. Euro). Am stärksten trugen 2021 die antineoplastische Mittel (L01) und die Lipidsenker (C10) zu den Einsparungen bei, weil vermehrt neuere Generika verbraucht wurden.