Verbrauch C02–C09 Mittel bei Hypertonie

Veröffentlicht am: 19.09.22

Quelle: IGES-Berechnungen nach AVR (1996 bis 2002) und NVI (Insight Health) seit 2003, ab 2011 inkl. Zubereitungen. AVR: Arzneiverordnungs-Report
Teil-IndikationsgruppeVerbrauch in Mio. DDD
20112012201320142015201620172018201920202021
ACE-Hemmer/ AT-II-Antagonisten7.5427.8258.0988.3938.5998.8098.9579.1969.6249.97110.115
Calciumkanalblocker1.9792.0172.0472.0892.1112.1572.1942.2402.3522.4722.519
Betablocker2.2652.2672.2622.2672.2332.2062.1682.1292.0952.0932.042
Diuretika1.9411.9201.8931.9071.8791.8661.8371.8201.8301.8601.824
Antihypertensiva330334338343343343342341350361365
Pulmonal-arterielle Hypertonie (PAH)3,03,23,54,14,54,95,25,45,65,96,1
Mittel bei Hypertonie gesamt14.061,614.366,614.641,815.002,515.170,515.385,715.504,515.731,616.257,116.762,716.870,2

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Im Jahr 2021 wurden rein rechnerisch jedem Versicherten der GKV 232 DDD von Arzneimitteln aus der Indikationsgruppe der Mittel zur Behandlung der Hypertonie verordnet. Diese Arzneimittel sind damit die am häufigsten verordneten. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Verbrauch je Versicherten um fast 2 DDD, also knapp 1 % erhöht. Bezogen auf die Teil-Indikationsgruppen verbrauchte jeder Versicherte 2021 im Mittel 139 DDD eines Mittels mit Wirkung auf das Renin-Angiotensin-System (ACE-Hemmer/AT-II-Antagonisten), 35 DDD eines Calciumkanalblockers, 28 DDD eines Betablockers, 25 DDD eines Diuretikums und rund 5 DDD eines Antihypertensivums (inkl. Mittel gegen pulmonale Hypertonie).

Der Verbrauch in der gesamten Indikationsgruppe stieg seit 1996 von rund 5,5 Mrd. DDD auf rund 16,9 Mrd. DDD im Jahr 2021 und war damit 3-fach höher als zu Beginn der betrachteten Zeitreihe. Ab dem Jahr 2001 gab es ein relativ stetiges Wachstum, das in den Jahren 2005–2008 mit rund 900 Mio. DDD pro Jahr besonders kräftig ausfiel. Ab dem Jahr 2009 hatte sich der Verbrauchszuwachs deutlich abgeschwächt. 2019 und 2020 war es mit einem Zuwachs von jeweils rund 500 Mio. DDD erstmals wieder deutlich höher als in den Vorjahren. Bis 2017 ließ sich die Verbrauchsentwicklung dahingehend interpretieren, dass es nahezu zu einem Sättigungseffekt gekommen war. Seit 2018 hat sich die Verbrauchsentwicklung jedoch wieder beschleunigt, 2021 wieder deutlich abgebremst: Die Wachstumsrate war mit 0,6 % sehr viel geringer als 2020 mit 3,1 %.

Bezogen auf die einzelnen Teil-Indikationsgruppen waren die höchsten Wachstumsraten mit 3,7 bzw. 1,9 % für die Mittel bei pulmonaler Hypertonie sowie die Calciumkananlblocker festzustellen. Der Verbrauch von Betablockern und Diuretika ging um 2,5 bzw. 2 % zurück.

Bezogen auf den Verbrauch ist die Teil-Indikationsgruppe der ACE-Hemmer und AT-II-Antagonisten die größte unter den Mitteln bei Hypertonie. 2021 lag ihr Anteil bei 60 %. Es folgten Calciumkanalblocker (15 %), Betablocker (12 %) und Diuretika (11 %). Am geringsten war mit nur 0,04 % der Anteil der Mittel bei pulmonal-arterieller Hypertonie (PAH), was der relativen Seltenheit dieser Erkrankung entspricht.

In den letzten zehn Jahren war die Verbrauchsentwicklung in den Teil-Indikationsgruppen sehr unterschiedlich. Die auffälligste Entwicklung zeigten die ACE-Hemmer und AT-II-Antagonisten, deren Verbrauch 2021 mehr als 10 Mrd. DDD erreichte und damit 1,3-fach höher lag als 2011. Hier war bis 2017 eine kontinuierliche Abschwächung des Wachstums erkennbar, doch hatte es sich zwischenzeitlich wieder beschleunigt. 2021 war das Verbrauchswachstum ähnlich wie 2017. Das beschleunigte Wachstum der letzten Jahre betrifft vor allem die Monozubereitungen von ACE-Hemmern und insbesondere von Sartanen, während der Verbrauch von Fixkombinationen mit Diuretika leicht zurückging. Der Beginn des wieder zunehmenden Wachstums fiel zusammen mit der Publikation aktualisierter Empfehlungen zur Behandlung der Hypertonie (Williams et al. 2018): Im Vergleich zu früheren Empfehlungen wurden teilweise die Zielwerte für den Blutdruck gesenkt. Zudem wird generell empfohlen, die Therapie mit einer Kombination aus zwei Wirkstoffen zu beginnen.

Der Verbrauch von Calciumkanalblockern stieg seit 2011 um rund ein Viertel und lag 2021 bei rund 2,5 Mrd. DDD. Hier war das Wachstum von 2011 bis 2018 langsam, aber stetig, und 2019 wie auch 2020 mit einem Zuwachs von je rund 5 % deutlicher ausgeprägt als in den Vorjahren, 2021 jedoch mit knapp 2 % wieder deutlich geringer.

Der Verbrauch von Betablockern lag 2021 bei 2 Mrd. DDD und damit etwas niedriger als im Vorjahr. Diese Teil-Indikationsgruppe wuchs zu Beginn des betrachteten Zeitraums am langsamsten, erreichte 2012 ihr Maximum und zeigt seitdem einen sehr langsamen Verbrauchsrückgang.

Für die Diuretika wurde 2021 ein Verbrauch von rund 1,8 Mrd. DDD erreicht. Seit 2012 zeigt auch der Verbrauch dieser Wirkstoffe eine rückläufige Entwicklung und dieser Trend setzt sich weiter fort. Doch unter Berücksichtigung der Fixkombinationen ist sogar noch deutlicher zu erkennen, dass der Verbrauch von Diuretika rückläufig ist.

Am dynamischsten präsentierte sich die Entwicklung bei den Mitteln gegen die PAH. Hier stieg der Verbrauch seit 2011 von 3,0 auf 6,1 Mio. DDD an. Der Verbrauchsanstieg ist Anzeichen dafür, dass es in dieser Teil-Indikationsgruppe relevante Innovationen gegeben hat, die mit dazu beigetragen haben, die Behandlungsergebnisse bei Patienten mit PAH deutlich zu verbessern (Galiè et al. 2015).

Literatur

  • Galiè N, Humbert M, Vachiery JL et al. (2016) 2015 ESC/ERS Guidelines for the diagnosis and treatment of pulmonary hypertension: The Joint Task Force for the Diagnosis and Treatment of Pulmonary Hypertension of the European Society of Cardiology (ESC) and the European Respiratory Society (ERS): Endorsed by: Association for European Paediatric and Congenital Cardiology (AEPC), International Society for Heart and Lung Transplantation (ISHLT). Eur Heart J 37(1):67–119