Verbrauch L01 Antineoplastische Mittel

Veröffentlicht am: 12.01.24

Quelle: IGES-Berechnungen nach NVI (Insight Health), ab 2011 inkl. Zubereitungen
ArzneimittelgruppeVerbrauch in Mio. DDD
20122013201420152016201720182019202020212022
Antineoplastische Wirkstoffe52,152,653,155,858,759,764,970,478,082,885,1
Komplementäre Therapie2,31,81,71,51,31,20,90,80,70,70,6
Antineoplastische Mittel gesamt54,454,454,857,360,060,865,971,278,783,485,7

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2022 lag der Verbrauch von Mitteln gegen Krebs bei insgesamt 85,7 Mio. DDD. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Verbrauch um 2,3 Mio. DDD bzw. 2,8 %. Damit waren Mengenzuwachs wie auch die Wachstumsrate geringer als im Vorjahr. Mittel gegen Krebs gehören zu den selten verordneten Arzneimitteln: Bezogen auf alle Versicherten in der GKV wurde im Jahr 2022 jedem Versicherten 1,17 DDD ambulant verordnet.

Der größte Teil der antineoplastischen Arzneimittel wird in Form von Zubereitungen abgegeben, zu denen erst ab 2012 detailliertere Informationen vorliegen. Die Verbrauchsentwicklung kann erst ab diesem Jahr beurteilt werden. Seit 2014 ist ein stetiger Verbrauchszuwachs festzustellen, der sich seit 2018 deutlich beschleunigt hat.

Der größte Teil der antineoplastischen Arzneimittel wird in Form von Zubereitungen abgegeben, zu denen erst ab 2012 detailliertere Informationen vorliegen. Die Verbrauchsentwicklung kann erst ab diesem Jahr beurteilt werden. Seit 2014 ist ein stetiger Verbrauchszuwachs festzustellen, der sich seit 2018 deutlich beschleunigt hat.

Die Teil-Indikationsgruppe der Antineoplastischen Mittel (inkl. Biologika) umfasste 2022 mit 85,1 Mio. DDD nahezu den gesamten Verbrauch der Indikationsgruppe. Gegenüber dem Vorjahr stieg der Verbrauch hier um 2,3 Mio. DDD bzw. 2,8 %. Bei den Mitteln der komplementären Therapie (fast ausschließlich Mistelpräparate) setzte sich auch 2022 der seit vielen Jahren andauernde Verbrauchsrückgang fort, sodass noch ein Verbrauchsvolumen von 0,59 Mio. DDD erreicht wurde.

In der Teil-Indikationsgruppe der Antineoplastischen Mittel werden entsprechend dem Wirkmechanismus der Medikamente zahlreiche Therapieansätze unterschieden. Diese können zwei übergeordneten Kategorien zugewiesen werden: den „konventionellen“ Krebsmitteln, also Mitteln mit bereits lange etablierten Wirkmechanismen, und sogenannten „zielgerichteten“ Therapien, deren Wirkung sich relativ spezifisch gegen bestimmte Strukturen von Krebszellen richtet. Das beobachtete Wachstum ist hauptsächlich auf die zielgerichteten Therapien zurückzuführen. Hier setzte sich das seit Jahren zu beobachtende nahezu stetige Wachstum fort; 2022 stieg der Verbrauch um 8 %. Der Anteil der zielgerichteten Therapien an den antineoplastischen Mitteln erreichte daher 2022 über 53 %. Den stärksten Anteil an diesem Wachstum hatten die zu den Immunonkologika gehörenden PD-1/PDL-1-Inhibitoren (getrieben durch Pembrolizumab), die CD-38 Inhibitoren (insbesondere Daraturumab) sowie die bei Brustkrebs eingesetzten CDK-Inhibitoren („Ciclibe“). In diesen Gruppen wuchs der Verbrauch im Vergleich zum Vorjahr um 1,1 Mio. DDD bei den PD-1/PDL-1-Inhibitoren (13 % Wachstumsrate), 0,6 Mio. DDD bei den CD-38 Inhibitoren (22 %) sowie 0,7 Mio. DDD (14 %) bei den CDK-Inhibitoren. Der Verbrauch konventioneller Therapien ging 2022 um 1,4 Mio. DDD (-3,7 %) zurück.

Bei den konventionellen Krebsmitteln dominierte 2022 der Therapieansatz der Antimetaboliten mit einem Anteil von 40 % (verbrauchsstärkster Wirkstoff 5-Fluorouracil), gefolgt von anderen antineoplastischen Mitteln mit 16 % (wichtigster Wirkstoff Hydroxycarbamid) sowie den platinhaltigen Mitteln mit 14 %.

Unter den zielgerichteten Therapien führten die PD-1/PDL-1-Inhibitoren mit einem Anteil von 18 %. Hauptvertreter der insgesamt 7 Wirkstoffe waren Pembrolizumab und Nivolumab. Die hauptsächlich bei HER-positivem Brustkrebs eingesetzten HER2-Inhibitoren mit ihren beiden häufigsten Vertretern Trastuzumab und Pertuzumab erreichten 2022 einen Anteil von 14 % der zielgerichteten Therapien. Die seit 2016 verfügbaren CDK-Inhibitoren hatten 2022 einen Anteil von 12 %; hier war Palbociclib der Wirkstoff mit dem höchsten Verbrauch.

Von der Einführung von Generika bzw. Biosimilars waren in den letzten fünf Jahren verschiedene umsatzstarke Wirkstoffe betroffen (über 50 Mio. Euro Umsatz im Jahr vor Einführung von Generika): Trastuzumab, Pemetrexed und Dasatinib im Jahr 2018, Bortezomib, Everolimus und Paclitaxel (Nanopartikel) 2019 sowie Bevacizumab und Azacitidin 2020. Bezogen auf den Verbrauch fand sich 2022 der höchste Generikaanteil mit fast 100 % für Bortezomib und 99,3 % für Pemetrexed. Anteile von 93 % waren für Azacitidin, Bevacizumab und Paclitacel zu beobachten. Mit 49 bzw. 85 % waren die Generika- bzw. Biosimilaranteile für Dasatinib bzw. Trastuzumab am niedrigsten. Es zeigt sich, dass in vielen Fällen die Marktdurchdringung von onkologischen Generika oder Biosimilars schneller erfolgt als bei nicht onkologischen.

Die 2018 neu eingeführten CAR-T-Zell-Therapien wie Axicabtagen-Ciloleucel, Tisagenlecleucel und andere werden ausschließlich stationär angewendet und spielen daher beim ambulanten Verbrauch keine Rolle. Aufgrund der geringen Anzahl von Patienten, bei denen diesen Therapien angewendet werden, würden sie den Verbrauch auch nur marginal beeinflussen.