Veröffentlicht am: 19.09.22
Arzneimittelgruppe | Verbrauch in Mio. DDD | ||||||||||
2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | |
Antineoplastische Wirkstoffe | 19,2 | 52,1 | 52,6 | 53,1 | 55,8 | 58,7 | 59,7 | 64,9 | 70,4 | 78,0 | 82,7 |
Komplementäre Therapie | 3,59 | 2,29 | 1,80 | 1,66 | 1,50 | 1,33 | 1,17 | 0,94 | 0,79 | 0,72 | 0,66 |
Antineoplastische Mittel gesamt | 22,8 | 54,4 | 54,4 | 54,8 | 57,3 | 60,0 | 60,8 | 65,9 | 71,2 | 78,7 | 83,4 |
2021 lag der Verbrauch von Mitteln gegen Krebs bei insgesamt 83,4 Mio. DDD. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Verbrauch um 4,7 Mio. DDD bzw. 5,9 %. Damit waren Mengenzuwachs wie auch die Wachstumsrate geringer als im Vorjahr. Mittel gegen Krebs gehören zu den selten verordneten Arzneimitteln: Bezogen auf alle Versicherten in der GKV wurde im Jahr 2021 jedem Versicherten 1,12 DDD ambulant verordnet.
Eine längere Zeitreihe des Verbrauchs ab 2003 liegt nur für die als Fertigarzneimittel abgegebenen antineoplastischen Mittel vor. Hier fällt auf, dass der Verbrauch im Jahr 2004 im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückging und sich im Jahr 2005 erholte. Dieser Einbruch betraf vor allem die Teil-Indikationsgruppe der Komplementären Therapie und fällt zusammen mit dem 2004 in Kraft getretenen Gesundheitsmodernisierungsgesetz (GMG).
Der größte Teil der antineoplastischen Arzneimittel wird in Form von Zubereitungen abgegeben, zu denen erst ab 2012 detailliertere Informationen vorliegen. Die Verbrauchsentwicklung kann erst ab diesem Jahr beurteilt werden. Seit 2014 ist ein stetiger Verbrauchszuwachs festzustellen, der sich seit 2018 deutlich beschleunigt hat.
Die Teil-Indikationsgruppe der Antineoplastischen Mittel (inkl. Biologika) umfasste 2021 mit 82,7 Mio. DDD nahezu den gesamten Verbrauch der Indikationsgruppe. Gegenüber dem Vorjahr stieg der Verbrauch hier um 4,7 Mio. DDD bzw. 6,1 %. Bei den Mitteln der komplementären Therapie (fast ausschließlich Mistelpräparate) setzte sich auch 2020 der seit vielen Jahren andauernde Verbrauchsrückgang fort, sodass noch ein Verbrauchsvolumen von 0,66 Mio. DDD erreicht wurde.
In der Teil-Indikationsgruppe der Antineoplastischen Mittel werden entsprechend dem Wirkmechanismus der Medikamente zahlreiche Therapieansätze unterschieden. Diese können zwei übergeordneten Kategorien zugewiesen werden: den „konventionellen“ Krebsmitteln, also Mitteln mit bereits lange etablierten Wirkmechanismen, und sogenannten „zielgerichteten“ Therapien, deren Wirkung sich relativ spezifisch gegen bestimmte Strukturen von Krebszellen richtet. Das beobachtete Wachstum ist hauptsächlich auf die zielgerichteten Therapien zurückzuführen. Hier setzte sich das seit Jahren zu beobachtende nahezu stetige Wachstum fort; 2021 stieg der Verbrauch um 10 %. Der Anteil der zielgerichteten Therapien an den antineoplastischen Mitteln erreichte daher 2021 mehr als 50 % und war damit erstmals größer als der der konventionellen Therapie. Den stärksten Anteil an diesem Wachstum hatten die zu den Immunonkologika gehörenden PD-1/PDL-1-Inhibitoren (getrieben durch Pembrolizumab), die CD-38 Inhibitoren (insbesondere Daraturumab) sowie die bei Brustkrebs eingesetzten CDK-Inhibitoren („Ciclibe“). In diesen Gruppen wuchs der Verbrauch im Vergleich zum Vorjahr um 1,3 Mio. DDD bei den PD-1/PDL-1-Inhibitoren (14 % Wachstumsrate), 0,6 Mio. DDD bei den CD-38 Inhibitoren (28 %) sowie 0,5 Mio. DDD (12 %) bei den CDK-Inhibitoren. Der Verbrauch konventioneller Therapien erhöhte sich 2021 um 0,5 Mio. DDD (1,3 %).
Bei den konventionellen Krebsmitteln dominierte 2021 der Therapieansatz der Antimetaboliten mit einem Anteil von 41 % (verbrauchsstärkster Wirkstoff 5-Fluorouracil), gefolgt von anderen antineoplastischen Mitteln mit 15 % (wichtigster Wirkstoff Hydroxycarbamid) sowie den platinhaltigen Mitteln und Taxanen mit jeweils 12 %.
Unter den zielgerichteten Therapien führten die PD-1/PDL-1-Inhibitoren mit einem Anteil von 17 %. Hauptvertreter der insgesamt 7 Wirkstoffe waren Pembrolizumab und Nivolumab. Die hauptsächlich bei HER-positivem Brustkrebs eingesetzten HER2-Inhibitoren mit ihren beiden häufigsten Vertretern Trastuzumab und Pertuzumab erreichten 2021 einen Anteil von 14 % der zielgerichteten Therapien. Die seit 2016 verfügbaren CDK-Inhibitoren hatten 2021 einen Anteil von 10 %; hier war Palbociclib der Wirkstoff mit dem höchsten Verbrauch.
Von der Einführung von Generika bzw. Biosimilars waren in den letzten fünf Jahren verschiedene umsatzstarke Wirkstoffe betroffen (über 50 Mio. Euro Umsatz im Jahr vor Einführung von Generika): Rituximab (2017), Trastuzumab, Pemetrexed und Dasatinib im Jahr 2018, Bortezomib, Everolimus und Paclitaxel (Nanopartikel) 2019 sowie Bevacizumab und Azacitidin 2020. Bezogen auf den Verbrauch fand sich 2021 der höchste Generikaanteil mit fast 99 % für Bortezomib, Anteile von 94 % bzw. 90 % waren für Azacitidin und Rituximab zu beobachten. Für Paclitaxel, Bevacizumab und Trastuzumab bewegten sich die Generikaanteile zwischen 83 % und 87 %; für Everolimus, Pemetrexed und Dasatinib erreichten sie zwischen 40 und 61 %. Es zeigt sich, dass in vielen Fällen die Marktdurchdringung von onkologischen Generika oder Biosimilars schneller erfolgt als bei nicht onkologischen.
Die 2018 neu eingeführten CAR-T-Zell-Therapien Axicabtagen-Ciloleucel und Tisagenlecleucel werden ausschließlich stationär angewendet und spielen daher beim ambulanten Verbrauch keine Rolle. Aufgrund der geringen Anzahl von Patienten, bei denen diesen Therapien angewendet werden, würden sie den Verbrauch auch nur marginal beeinflussen.