Verbrauch von Brustkrebs- und Prostatakrebsmitteln L02 Endokrine Therapie (zytostatische Hormone)

Veröffentlicht am: 19.09.22

Quelle: IGES-Berechnungen nach NVI (Insight Health), ab 2011 inkl. Zubereitungen
ArzneimittelgruppeVerbrauch in Mio. DDD
20112012201320142015201620172018201920202021
Brustkrebs82,583,285,088,690,392,594,997,4100,0103,9104,9
Prostatakrebs52,853,353,453,853,754,154,255,256,558,159,5
Zytostatische Hormone gesamt135,3136,5138,3142,4144,0146,6149,1152,6156,5162,0164,3

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Quelle: IGES-Berechnungen nach NVI (INSIGHT Health); ab 2011 inkl. Zubereitungen

Im Jahr 2021 wurden 164,3 Mio. DDD von Arzneimitteln aus der Indikationsgruppe der Zytostatischen Hormone verbraucht. Der Verbrauch war 2,4 Mio. DDD bzw. um 1,5 % höher als im Vorjahr. Jedem Versicherten wurden 2021 im Mittel 2,3 DDD verordnet, womit die Arzneimittel dieser Indikationsgruppe zu den selten verordneten Wirkstoffen gehören.

Seit 1996 hat sich der Verbrauch mehr als verdreifacht. Die Teil-Indikationsgruppe der bei Brustkrebs eingesetzten Mittel hatte 2021 mit 64 % den höchsten Anteil, der übrige entfiel auf die bei Prostatakrebs verwendeten Wirkstoffe. Der Verbrauch von Brustkrebsmitteln wuchs 2021 um 1,0 Mio. DDD (1,0 %) auf 104,9 Mio. DDD, der von Mitteln bei Prostatakrebs stieg um 1,4 Mio. DDD (2,3 %) auf 59,5 Mio. DDD.

Bei den zytostatischen Hormonen zur Brustkrebstherapie hatte 2021 der Therapieansatz der Aromatasehemmer mit knapp 58 % den höchsten Anteil mit langsam steigender Tendenz. Dieser Therapieansatz ist seit Jahren generisch, und die am häufigsten verordneten Wirkstoffe sind Letrozol (57 %) und Anastrozol (31 %), wobei sich der Anteil von Letrozol langsam erhöht. Die Antiöstrogene vereinnahmten als zweitgrößter Therapieansatz 42 % des Verbrauchs. Der dominante Wirkstoff ist das Tamoxifen, dessen Verbrauchsanteil 2021 bei 94 % lag. Der restliche Verbrauch entfiel auf das Fulvestrant. Der Verbrauch von Tamoxifen ging 2021 um rund 1,8 Mio. DDD zurück nachdem er in den Jahren zuvor sehr stabil war. Hier sind möglicherweise die Auswirkungen von bestehenden Lieferschwierigkeiten erkennen. In der aktuell verfügbaren interdisziplinären S3-Leitlinie zur Behandlung des Brustkrebses (Leitlinienprogramm Onkologie der AWMF 2020) wird die endokrine Therapie als adjuvante Therapie empfohlen bei Östrogen- bzw. Progesteron-empfindlichen Tumoren. Die Therapie soll über fünf Jahre durchgeführt werden und im Anschluss die Indikation für eine erweiterte endokrine Therapie über einen Zeitraum von bis zu 15 Jahren geprüft werden. Für die endokrine Therapie werden Tamoxifen und Aromatasehemmer empfohlen. Die inzwischen empfohlene längere Dauer der adjuvanten endokrinen Therapie erklärt die anhaltende Verbrauchssteigerung in der Teil-Indikationsgruppe.

Bei den Mitteln gegen Prostatakrebs dominieren die Therapieansätze der GnRH-Analoga mit 72 %, gefolgt von den Antiandrogenen mit 22 %. Unter den GnRH-Analoga ist der am häufigsten eingesetzte Wirkstoff das Leuprorelin mit einem Verbrauchsanteil von 75 %. Bei den Antiandrogenen erreichte das Bicalutamid mit 66 % den höchsten Anteil, gefolgt von dem 2013 eingeführten Enzalutamid mit über 26 %. Der Verbrauch der Antiandrogene insgesamt war in den letzten fünf Jahren stabil, doch ging er Verbrauch von älteren Antiandrogenen wie Bicalutamid zugunsten neuerer Androgene bzw. ARPI (Androgene Receptor Pathway Inhibitors) wie bspw. Enzalutamid zurück. Neuere ARPI werden z. B. dann eingesetzt, wenn eine vorherige Androgenentzugstherapie mit GnRH-Analoga oder älteren Antiandrogenen versagt. Erwähnenswert ist außerdem der noch Therapieansatz der CYP17-Inhibitoren, der 2021 einen Anteil von 5 % erreichte und aktuell nur den Wirkstoff Abirateron umfasst. Abirateron wird ähnlich eingesetzt wie neuere ARPI.

Literatur