Meilensteine bei Mitteln zur Anwendung am Auge S01 Ophthalmika Die Mittel zur Anwendung am Auge werden bei den verschiedensten Augenerkrankungen eingesetzt. Hervorzuheben sind besonders die Mittel zu Behandlung des Glaukoms sowie der altersbedingten feuchten Makuladegeneration (AMD). Bedingt durch Letztere sind die Ausgaben für Ophthalmika seit 2014 erheblich gestiegen und erreichten 2019 958 Mio. Euro.

Veröffentlicht am: 07.01.21

Bis 1950
  • 1877 Einführung von Pilocarpin zur Glaukomtherapie
  • 1901 Verwendung von Epinephrin in der Augenheilkunde
1950–1990
  • 1953 Acetazolamid als erster Carboanhydrasehemmer bei Glaukom (systemische Anwendung)
  • 1950er-Jahre: erste synthetische Kortikosteroide, die später auch topisch am Auge eingesetzt werden
  • 1979 Timolol als erster Betablocker zur Anwendung am Auge bei Glaukom
1991–2000
  • 1995 Dorzolamid als erster Carboanhydrasehemmer zur topischen Anwendung am Auge
  • 1997 Latanoprost als erstes Prostaglandinanalogon zur Anwendung am Auge bei Glaukom
  • 2000 Verteporfin für die photodynamische Therapie bei der feuchten Form der altersbedingten Makuladegeneration (AMD)
2001–2010
  • 2006 Pegaptanib als erster VEGF-Antagonist bei AMD
  • 2007 Ranibizumab als erster gegen VEGF gerichteter monoklonaler Antikörper bei AMD
Seit 2011
  • 2013 Ocriplasmin als erstes Arzneimittel zur Behandlung der vitreomakulären Adhäsion
  • 2015 Limbusstammzellen für die autologe Transplantation
  • 2017 Cenegermin bei neurotropher Keratitis
  • 2019 Voretigen Neparvovec bei erblicher Netzhautdystrophie

Als erster Wirkstoff, der in der Augenheilkunde auch heute noch verwendet wird, wurde 1877 das Pilocarpin zur Behandlung des erhöhten Augeninnendrucks bei Glaukom eingeführt. Keine Bedeutung mehr hat dagegen das Epinephrin, das seit 1901 in der Augenheilkunde verwendet wurde.

Als erster Carboanhydrasehemmer steht seit 1953 das Acetazolamid zur Verfügung, das jedoch nur systemisch angewendet werden kann, was wegen der möglichen Nebenwirkungen Nachteile mit sich bringt. Acetazolamid wird heute noch als Zusatztherapie bei Glaukom eingesetzt.

In den 1950er-Jahren wurden die ersten synthetischen Kortikosteroide entwickelt, die bald schon auch in der Augenheilkunde eine wichtige Rolle bei der symptomatischen Therapie von Entzündungen zu spielen begannen.
Der erste topisch anwendbare Betablocker bei Glaukom war das 1979 eingeführte Timolol. Ein weiterer wichtiger Meilenstein war die Entwicklung des ersten am Auge anwendbaren Carboanhydrasehemmers Dorzolamid, das 1995 auf den Markt gebracht wurde. Die Prostaglandinagonisten sind heute aus der Therapie des Glaukoms aufgrund ihrer guten Wirksamkeit nicht mehr wegzudenken. Ihr erster Vertreter in der Ophthalmologie war das seit 1997 verfügbare Latanoprost.

Ab 2000 standen Arzneimittel zur Behandlung der feuchten Form der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) zur Verfügung. Zunächst wurde das Verteporfin für die photodynamische Therapie eingeführt. Verteporfin wird injiziert und dann gezielt durch Licht aktiviert, wodurch das pathologische Gefäßwachstum bei der AMD gehemmt werden kann. Auch die VEGF-Antagonisten richten sich gegen das für die AMD typische pathologische Gefäßwachstum, indem sie den VEGF (vaskulärer endothelialer Wachstumsfaktor) hemmen. Alle VEGF-Antagonisten zur Therapie der AMD müssen in das Auge injiziert werden. Zunächst wurde 2006 das Pegaptanib eingeführt, das an den VEGF bindet und ihn so inaktiviert. Es folgte 2007 der erste VEGF-Antagonist in Form eines monoklonalen Antikörpers, das Ranibizumab.

Seit 2011 wurde weitere innovative Arzneimittel zur Behandlung auch seltener Erkrankungen des Auges eingeführt: z. B. Ocriplasmin (2013) zur Therapie der vitreomakulären Adhäsion, einer Glaskörperablösung, die zu Schäden an der Netzhaut führt, oder eine kommerzielle Form für die autologe Transplantation von Limbusstammzellen (2015), die nach Verbrennungen oder Verätzungen des Auges angewendet werden, wenn nicht mehr genug dieser Stammzellen im Auge vorhanden sind. Ein weiteres Beispiel ist Cenegermin (2017), ein Nervenwachstumsfaktor, der bei neurotropher Keratitis, einer Hornhautschädigung, eingesetzt werden kann. Mit Voretigen Neparvovec ist seit 2019 die erste Gentherapie für die erbliche Netzhautdystrophie mit RPE65-Mutationen verfügbar. Es handelt sich bei dem Wirkstoff um einen viralen Vektor, der die durch Mutationen bedingten Veränderungen des RPE65-Gens ausgleicht.