HIV/Aids

Veröffentlicht am: 23.01.18

Antivirale Mittel zur systemischen Anwendung: Bedarf und behandelbare Patienten
Erkrankung GKV 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
HIV/Aids Geschätzte Anzahl von Menschen mit HIV/Aids in Deutschland 1) 70.000 73.000 78.000 80.000 83.400 84.700 k. A.
HIV/Aids Geschätzte Anzahl von Menschen mit HIV-Diagnose in Deutschland 1) 59.000 64.000 66.000 70.100 72.000 k. A.
HIV/Aids Geschätzte Prävalenz von Menschen mit HIV-Diagnose in der GKV 2) 50.150 54.400 56.100 59.585 61.200 k. A.
HIV/Aids Behandelbare Patienten in der GKV 3) 37.705 40.196 42.717 45.776 48.888 51.302 55.071
Chronische Hepatitis C Prävalenz 4) ca. 100.000 ca. 100.000 ca. 100.000 ca. 100.000 ca. 100.000 ca. 100.000 ca. 100.000
Chronische Hepatitis C Behandelbare Patienten 5) ca. 8.000 ca. 6.500 ca. 8.500 ca. 5.000 ca. 7.300 ca. 15.400 ca. 10.400
1) jeweils nach den jährlichen Angaben des RKI (Eckdaten der Schätzung zu HIV/Aids in Deutschland)2) Annahme: Bedarf täglich 3 DDD, wobei für Fixkombinationen die DDD mit der Anzahl der enthaltenen Wirkstoffe multipliziert wurde; DDD von Boostern gingen in die Berechnung nicht ein3) Angenommen wurde, dass der Anteil der GKV-Versicherten bei 85 % liegt4) entsprechend Angaben des G-BA im Beschluss zum Nutzenbewertungsverfahren zu Sofosbuvir/Velpatasvir (G-BA 2017)5) Jeweils ausgehend von kompletten Therapiezyklen

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Daten zur Epidemiologie von HIV-Infektionen werden regelmäßig vom Robert Koch-Institut (RKI) publiziert. Für das Jahr 2015 berichtete das RKI, dass ungefähr 84.700 Menschen in Deutschland mit dem HIV infiziert sind und bei 72.000 die Diagnose bekannt ist. Davon standen Ende 2015 ca. 60.700 unter antiretroviraler Therapie (RKI 2016). Auf Basis der Angaben des RKI ergeben sich für die GKV somit für das Jahr 2015 etwa 61.200 Patienten mit einer HIV-Infektion und bekannter Diagnose. Entsprechend den Angaben des RKI hätten von diesen ca. 51.300 eine antiretrovirale Therapie erhalten.

Die HIV-Infektion ist nicht mit der Erkrankung Aids gleichzusetzen. Von Aids spricht man, wenn sich aufgrund der Immunschwäche typische Symptome klinisch manifestieren. Die Erkrankung Aids folgt der Infektion mit einer Latenzzeit von mehreren Jahren. Die Behandlungsindikation wird in Abhängigkeit von verschiedenen Parametern gestellt: der klinischen Symptomatik, der Zahl der CD4+-Lymphozyten, der „Viruslast“, also der Anzahl der nachweisbaren Viruskopien, sowie weiterer Zusatzkriterien (DAIG 2014). Daten dazu, in welcher Häufigkeit die entsprechenden Ausprägungen dieser Parameter unter HIV-infizierten Patienten in Deutschland vertreten sind, liegen nicht vor, sodass der tatsächliche Behandlungsbedarf nicht modelliert werden kann.

Es wurde daher geschätzt, wie viele Patienten mit dem bisher beobachteten Verbrauch von antiretroviralen Mitteln hätten behandelt werden können. Es muss mindestens eine Dreifachkombination verabreicht werden, doch kann angesichts des hohen Verbrauchsanteils von fixen Kombinationen nicht einfach davon ausgegangen werden, dass für jeden Patienten täglich drei DDD zur Verfügung gestellt werden müssen, denn von den fixen Kombinationen ist in der Regel täglich eine DDD erforderlich. Legt man die Daten der NVI (INSIGHT Health) zugrunde, so ist die Zahl der Patienten, die hätten behandelt werden können, zwischen den Jahren 2010 und 2016 von rund 38.000 auf rund 55.000 gestiegen.

Diese Zahlen ähneln den vom RKI publizierten Angaben zur Anzahl der Patienten unter antiretroviraler Therapie (s. o.). Der kontinuierliche Anstieg spiegelt die ebenfalls kontinuierliche Verbrauchssteigerung wider und ist auf die steigende Zahl der Menschen, die mit HIV/Aids leben, zurückzuführen. Dass die Anzahl dieser Menschen zunimmt, ist auch eine Folge der erfolgreichen Therapie, die das lange Überleben ermöglicht. Wie der Zeitverlauf zwischen Prävalenz und Anzahl der behandelbaren Patienten zeigt (((Hyperlink auf Tabelle der Indexseite Versorgungssituation)), ist der Anteil der behandelbaren an den prävalenten Patienten mit rund 69 % stabil.

Literatur

  • Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG). Deutsch-Österreichische Leitlinien zur antiretroviralen Therapie der HIV-Infektion. 2015, http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/055-001l_Antiretrovirale_Therapie_der_HIV_Infektion__2014-05.pdf (02.08.2017)
  • Robert Koch-Institut (RKI). Schätzung der Zahl der HIV-Neuinfektionen und der Gesamtzahl von Menschen mit HIV in Deutschland. Epid Bull 45/2016