Veröffentlicht am: 19.09.22
Arzneimittelgruppe | Verbrauch in Tsd. DDD | ||||||||||
2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | |
Carnitinmangel | 587,0 | 604,0 | 597,0 | 559,4 | 563,0 | 607,7 | 607,7 | 606,1 | 594,5 | 626,6 | 612,4 |
M. Fabry | 108,9 | 123,4 | 134,7 | 146,0 | 169,9 | 187,4 | 201,4 | 220,0 | 243,2 | 259,4 | 247,0 |
M. Wilson | 34,5 | 33,8 | 34,8 | 33,6 | 40,2 | 40,0 | 43,7 | 46,5 | 94,1 | 179,0 | 203,3 |
M. Gaucher Typ 1 | 39,2 | 45,0 | 48,6 | 60,6 | 62,9 | 67,5 | 73,4 | 82,7 | 91,4 | 112,2 | 135,7 |
Phenylketonurie | 56,4 | 71,3 | 79,4 | 80,3 | 87,5 | 100,9 | 100,0 | 102,1 | 108,0 | 116,6 | 115,6 |
Morbus Pompe | 21,7 | 33,6 | 36,8 | 40,1 | 44,3 | 48,0 | 56,6 | 65,7 | 70,8 | 81,4 | 89,1 |
Andere Stoffwechselkrankheiten | 35,3 | 36,1 | 37,7 | 39,5 | 41,7 | 50,6 | 54,5 | 57,4 | 63,2 | 67,9 | 68,9 |
Schwermetallvergiftung | 0,0 | 0,0 | 0,0 | 0,0 | 0,9 | 7,0 | 24,6 | 35,2 | 43,4 | 52,7 | 53,7 |
Hypophosphatasie | 22,9 | 24,2 | 25,0 | 26,4 | 28,5 | 32,5 | 35,8 | 41,6 | 44,2 | 49,0 | 50,4 |
Tyrosinämie Typ 1 | 0,0 | 0,0 | 0,0 | 0,8 | 10,2 | 17,8 | 21,1 | 25,7 | 32,5 | 38,3 | 38,5 |
Übrige Indikationsgruppen | 1.021,7 | 1.086,8 | 1.110,3 | 1.103,8 | 1.176,1 | 1.295,4 | 1.365,5 | 1.451,1 | 1.576,5 | 1.798,9 | 1.813,7 |
Andere Mittel für das alimentäre System und den Stoffwechsel gesamt | 587,0 | 604,0 | 597,0 | 559,4 | 563,0 | 607,7 | 607,7 | 606,1 | 594,5 | 626,6 | 612,4 |
Von den Anderen Mitteln für das alimentäre System und den Stoffwechsel wurden im Jahr 2021 1,85 Mio. DDD verbraucht. Die Arzneimittel dieser Indikationsgruppe gehören zu den sehr selten verordneten, und jedem GKV-Versicherten wurden 2021 im Mittel 0,03 DDD verordnet.
Der Verbrauch der Anderen Mittel für das alimentäre System und den Stoffwechsel lag 2021 rund doppelt so hoch wie zu Beginn des Betrachtungszeitraums 2003. Der Zuwachs lag 2021 im Vergleich zum Vorjahr bei 15 Tsd. DDD bzw. 0,8 % und entspricht damit im betrachten Zeitraum einem sehr niedrigen Wachstum.
Die Indikationsgruppe zerfällt in sehr viele Teil-Indikationsgruppen, die nicht selten jeweils nur einen Wirkstoff umfassen. Rund 36 % des Verbrauchs entfielen 2021 auf die bei Carnitinmangel eingesetzten Arzneimittel. Hier zeigt der Zeitverlauf für die Vergangenheit jährliche Verbrauchsschwankungen, aber keine eindeutige Entwicklung. 2021 lag der Verbrauch im Vergleich zu den drei Vorjahren etwas höher.
Anders verhält es sich bei den Mitteln zur Behandlung des Morbus Fabry sowie des Morbus Wilson mit Verbrauchsanteilen von rund 14 % bzw. 11 %. Für die Mittel zur Behandlung des Morbus Fabry ist der Verbrauch in der Vergangenheit stetig gestiegen, der Verbrauch hat sich seit 2010 verdoppelt, ist 2021 jedoch um fast 5 % zurückgegangen. Führend ist hier der Wirkstoff Agalsidase alfa zur Enzymsubstitution. Sein Verbrauchsanteil lag 2021 bei 57 % und ist zugunsten des 2016 eingeführten Migalastat, aber auch der Agalsidase beta zurückgegangen. Der Verbrauch von Mitteln zur Behandlung des Morbus Wilson war 2021 sechsmal so hoch wie 2010 und ist gegenüber dem Vorjahr um 14 % gestiegen. Dies ist allein darauf zurückzuführen, dass seit 2018 auch in Deutschland der Wirkstoff Trientin verfügbar ist.
Eine ebenfalls hohe Verbrauchssteigerung war 2021 mit 21 % für die Mittel bei Phenylketonurie und zu beobachten. 2021 stieg hier der Verbrauch gegenüber 2020 um 21 bzw. 14 %. Der stärkste Verbrauchsrückgang war für die Teil-Indikationsgruppe der Mittel bei Schwermetallvergiftungen mit dem Wirkstoff Tiopronin zu beobachten. Ursache dafür ist, dass das unter A16 klassifizierte Produkt seit April 2021 nicht mehr im Vertrieb ist. Ein neues Produkt mit dem Wirkstoff Tiopronin ist seit April 2021 verfügbar, wird allerdings unter G04 (Urologika) klassifiziert.
Der seit Jahren zu beobachtende Verbrauchsanstieg in vielen der einzelnen Teil-Indikationsgruppen dürfte in erster Linie darauf zurückzuführen sein, dass mehr betroffene Patienten behandelt werden. Es ist sowohl möglich, dass bei mehr Patienten eine Diagnose gestellt wird, als auch, dass mehr Patienten einer Behandlung zugeführt werden können. Schließlich ist auch in Betracht zu ziehen, dass die Zahl der behandelbaren Patienten deshalb steigt, weil Patienten durch die Behandlung länger überleben.
Der Verbrauchsanstieg der Indikationsgruppe insgesamt ist auch durch die Einführung neuer Wirkstoffe bedingt, die häufig neue Therapieoptionen für seltene Erkrankungen darstellen, die bis dahin nicht medikamentös behandelt werden konnten. Substitutionseffekte spielen daher kaum eine Rolle.