Veröffentlicht am: 12.12.23
Die Therapie des Diabetes mellitus wurde möglich, nachdem es Banting und Best 1928 gelang, Insulin tierischen Ursprungs so zu extrahieren, dass es für den Einsatz beim Menschen geeignet war. Mit Verfügbarkeit von gentechnisch hergestelltem Humaninsulin 1982 wurden die tierischen Insuline verdrängt. 1996 wurde das erste Insulinanalogon eingeführt. Insulinanaloga sind Polypeptide – genau wie das körpereigene Insulin. Die Insulinanaloga unterscheiden sich geringfügig von diesem. Durch die künstlich herbeigeführten Änderungen bei Insulinanaloga wird vor allem die Wirkdauer verändert. Mittlerweile ist der Verbrauchsanteil von Insulinanaloga höher als der von Humaninsulin.
Ab den 1950er-Jahren begann die Entwicklung der anderen Antidiabetika. Metformin, einer der ältesten Wirkstoffe, ist heute weiterhin ein Mittel der Wahl bei Typ-2-Diabetes (NVL 2013). Die zwischen 1980 und 2000 eingeführten Therapieansätze der Alpha-Glucosidase-Hemmer, Glinide und Glitazone haben sich gegenüber den Sulfonylharnstoffen kaum durchsetzen können und sind heute von untergeordneter Bedeutung. Im Jahr 2007 wurden mit den DDP-4-Hemmern und GLP-1-Rezeptor-Agonisten zwei Therapieansätze eingeführt, die die Wirkung körpereigener Inkretine verstärken bzw. imitieren. Der Blutzucker wird dadurch in Abhängigkeit vom jeweiligen Blutzuckerspiegel gesenkt, und es kommt daher nicht zu therapiebedingten Hypoglykämien. Diese Therapieansätze haben inzwischen die Sulfonylharnstoffe, deren größter Nachteil die Gefahr von Hypoglykämien ist, in hohem Maße ersetzt.
Von der seit 2012 verfügbaren Gruppe der SGLT2-Inhibitoren wurden inzwischen mehrere Wirkstoffe eingeführt. SGLT2-Inhibitoren hemmen die Rückresorption von Glukose aus dem Harn und sorgen somit für eine vermehrte Ausscheidung von Glukose. Mittlerweile konnte in verschiedenen Studien gezeigt werden, dass SGLT2-Inhibitoren die Häufigkeit von kardiovaskulären Ereignissen wie z. B. Herzinfarkten und Schlaganfällen bei Patienten mit Typ-2-Diabetes senken können (Neal et al. 2019, Wiviott et al. 2019, Zinman et al. 2015). Auch die SGLT2-Inhibitoren führen nicht zu Hypoglykämien.
In der aktuellen Nationalen Versorgungsleitlinie wird für die meisten Patienten mit Typ-2-Diabetes für die medikamentöse Therapie in erster Linie Metformin bzw. die Kombination von Metformin mit SGLT2-Inhibitoren (Gliflozinen) oder GLP-1-Rezeptor-Agonisten (Glutiden) empfohlen (NVL 2021). Diese Empfehlungen werden in der Versorgung bereits seit einigen Jahren umgesetzt, wie sich an den strukturellen Änderungen des Antidiabetikaverbrauchs ablesen lässt.