Verbrauch B01 Antithrombotische Mittel

Veröffentlicht am: 19.09.22

Quelle: IGES-Berechnungen nach NVI (Insight Health), ab 2011 inkl. Zubereitungen
Teil-Indikationsgruppe*Verbrauch in Mio. DDD
20112012201320142015201620172018201920202021
Mittel bei erhöhter Neigung zur Bildung von Thromben und Thromboembolien (Thrombozytenaggregationshemmer)1.366,71.440,01.495,81.600,91.650,01.698,41.743,71.792,91.844,61.908,31.909,3
Mittel bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK)6,05,95,24,33,93,63,33,13,02,82,7
Antithrombotische Mittel gesamt1.372,81.446,01.501,21.605,21.654,01.702,11.747,11.796,11.847,61.911,21.912,0
* Dargestellt ist nur der Verbrauch für die beiden größten Teil-Indikationsgruppen. Der jährliche Verbrauch für die übrigen Teilindikationsgruppen insgesamt war im betrachteten Zeitraum nie höher als 0,1 Mio. DDD.

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Antithrombotische Mittel werden sehr häufig eingesetzt: Im Mittel erhielt 2021 jeder GKV-Versicherte 26,3 DDD dieser Wirkstoffe.

Der Verbrauch von antithrombotischen Mitteln hat sich im Beobachtungszeitraum annähernd versechsfacht. 2021 erreichte der Verbrauch mehr als 1,9 Mrd. DDD. Die Verbrauchskurve entwickelte sich seit 1996 zweiphasig. Zunächst war bis 2003 ein steiler Anstieg zu beobachten, gefolgt von einem Einbruch im Jahr 2004. Dieser Einbruch war darauf zurückzuführen, dass seit 2004 rezeptfreie Arzneimittel nur noch in bestimmten Fällen erstattet werden. Dies betrifft auch die Acetylsalicylsäure (ASS), die standardmäßig bei akutem Koronarsyndrom oder nach Herzinfarkt eingesetzt wird. Zwar ist der Wirkstoff bei dieser Behandlungsindikation erstattungsfähig, doch wird das Mittel in vielen Fällen von den Patienten selbst gezahlt.

Seit 2005 steigt der Verbrauch wieder an, zunächst mit niedrigen Steigerungsraten. Ab 2010 wurde der Verbrauchsanstieg steiler, und der Verbrauchszuwachs erreichte 2014 mit 110 Mio. DDD ein Maximum in der Phase ab 2004, die Steigerungsrate gegenüber 2013 betrug 7,3 %. Seit 2015 hat sich der Verbrauchszuwachs beruhigt und lag bis 2020 bei knapp 50 Mio. DDD jährlich mit einer Wachstumsrate von rund 3 %. 2021 stagnierte das Verbrauchswachstum erstmals. Ein Blick auf die Teil-Indikationsgruppen zeigt, dass allein die Thrombozytenaggregationshemmer bestimmend für das Verbrauchsgeschehen sind: Auf sie entfallen 99,9 % des Verbrauchs.

Das in den letzten Jahren beobachtete Wachstum ist vor allem auf die direkten oralen Antikoagulanzien (DOAKs) zurückzuführen, deren Verbrauch seit dem Jahr 2012 massiv steigt: 2013 lag der Verbrauch noch bei 110 Mio. DDD und ist mittlerweile etwas siebenmal so hoch, sodass 2021 der Verbrauch bei rund 750 Mio. DDD lag. Der Verbrauchsanteil der DOAKs an dem der Thrombozytenaggregationshemmer liegt mittlerweile bei 39 %. Den höchsten Anteil am Verbrauch der DOAKs hatte 2021 das Apixaban mit 45 %, gefolgt von Rivaroxaban mit 32 % und Edoxaban mit 19 %. Das DOAK mit dem stärksten Wachstum war in den letzten drei Jahren Apixaban, dessen Verbrauch sich jährlich um 41–51 Mio. DDD erhöhte. Als wichtigste Ursache für die starke Verbrauchszunahme der DOAKs ist die Zulassung für die Anwendung zur Schlaganfallprophylaxe bei Vorhofflimmern (SPAF) zu nennen. Hier standen bis zur Zulassung der DOAKs nur die Vitamin-K-Antagonisten und ggf. ASS zur Verfügung. Die Anwendung von Vitamin-K-Antagonisten erfordert ein kontinuierliches Monitoring der Blutgerinnung und bei Bedarf eine Anpassung der Dosis von Vitamin-K-Antagonisten. Ein solches Monitoring wird bei den DOAKs nicht durchgeführt, womit diese einfacher anzuwenden sind. Der Verbrauch von Vitamin-K-Antagonisten ist seit Einführung der DOAKs zurückgegangen – zwischen 2012 und 2021 um 60 % auf nunmehr 153 Mio. DDD. Es ist davon auszugehen, dass die DOAKs zunächst überwiegend bei Patienten eingesetzt wurden, bei denen eine Indikation zur Blutgerinnungshemmung bestand, man jedoch Vitamin-K-Antagonisten nicht anwenden wollte. Das heißt, durch die DOAKs konnte ein offener Bedarf gedeckt werden. Mittlerweile ist jedoch eine starke Verdrängung der Vitamin-K-Antagonisten durch die DOAKs zu erkennen.

Weitere wichtige Therapieansätze der Thrombozytenaggregationshemmer sind insbesondere ASS und die P2Y12-Rezeptor-Antagonisten. Für ASS und verwandte Wirkstoffe wurde 2020 der stärkste Anstieg seit 2014 zu beobachten – nach stagnierendem Verbrauch in den Jahren zuvor. Der Verbrauch stieg 2020 um fast 17 Mio. DDD bzw. 2,4 %. 2020 dagegen ging der Verbrauch um rund 21 Mio. bzw. 3 % zurück. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dieser Verlauf eine vermehrte Verordnung zur „Bevorratung“ im ersten Pandemiejahr 2020 abbildet, die 2021 durch eine verminderte Verordnung ausgeglichen wurde. Der Anteil am Verbrauch der Teil-Indikationsgruppe ging auf 36 % zurück. Für die die P2Y12-Rezeptor-Antagonisten (u. a. Clopidogrel und Prasugrel) fand sich ein seit 2016 sehr langsam rückläufiger Verbrauch. Der Verbrauch für diesen Therapieansatz lag 2021 bei 195 Mio. DDD und der Verbrauchsanteil an der Teil-Indikationsgruppe bei rund 10 %.