Blutstillende Mittel (Antihämorrhagika) B02 Antihämorrhagika

Veröffentlicht am: 23.11.22

Bei den blutstillenden Mitteln (Antihämorrhagika) handelt es sich um eine heterogene Gruppe von Mitteln zur Behandlung bzw. Vorbeugung von Störungen des Gerinnungssystems, die in der Regel mit Blutungen (Hämorrhagien) oder einer vermehrten Blutungsneigung einhergehen. Diesen Störungen können die unterschiedlichsten Ursachen zugrunde liegen. Von größter Bedeutung ist die Behandlung vor allem der angeborenen Störungen des Gerinnungssystems, die auch als Hämophilie bezeichnet werden: Bei diesen Störungen müssen bestimmte Gerinnungsfaktoren substituiert werden, um die Blutgerinnung zu normalisieren. Darüber hinaus werden bei den Antihämorrhagika weitere Teil-Indikationsgruppen unterschieden, die im Folgenden dargestellt werden.

Teil-Indikationsgruppen bei den blutstillenden Mitteln

In Bezug auf den Verbrauch ist die Teil-Indikationsgruppe der Mittel bei unspezifischen Gerinnungsstörungen von größter Bedeutung. Hinsichtlich der Ausgaben spielen die verschiedenen Teil-Indikationsgruppen zur Behandlung eines Mangels an Blutgerinnungsfaktoren die größte Rolle, insbesondere der Mangel an Faktor VIII, der bei schwerer Ausprägung zur Hämophilie A führt. Bei Mangel an Blutgerinnungsfaktoren werden die entsprechenden Faktoren ersetzt, um Blutungsepisoden vorzubeugen oder zu behandeln. Erwähnenswert ist außerdem die Teil-Indikationsgruppe der Mittel bei Thrombozytopenie. Bei dieser Erkrankung kommt es durch unterschiedliche Ursachen zu einem Mangel an Blutplättchen, was zu einer erhöhten Blutungsneigung führt. Arzneimittel dieser Teil-Indikationsgruppe wurden zunächst zur Behandlung er immunologischen (idiopathischen) Purpura zugelassen, doch wurde inzwischen die Zulassung für den Wirkstoff Eltrombopag erweitert, sodass er inzwischen auch bei verschiedenen Thrombozytopenien anderer Ursache eingesetzt werden kann.

Therapieansätze bei den blutstillenden Mitteln

In den verschiedenen Teil-Indikationsgruppen der Mittel zur Behandlung von Mangel an Gerinnungsfaktoren werden keine unterschiedlichen Therapieansätze unterschieden. In einigen dieser Teil-Indikationsgruppen steht aktuell lediglich ein Wirkstoff zur Verfügung, in anderen auch mehrere. Immer handelt es sich dabei um spezifische Gerinnungsfaktoren, die bei bestimmten Störungen eingesetzt werden. So sind z. B. alle Wirkstoffe der Teil-Indikationsgruppe Faktor-VIII-Mangel geeignet, den Mangel an Faktor VIII zu behandeln, und ihre Wirkungsweise ist jeweils identisch. Unterschiede gibt es bei der Herstellung und der Wirkdauer. Gerinnungsfaktoren können aus dem Blutplasma von Spendern gewonnen werden. Insbesondere für die Substitution der Faktoren VIII und IX steht dagegen auch eine Auswahl von rekombinanten Wirkstoffen zur Verfügung, die mithilfe biotechnologischer Verfahren hergestellt werden und bei denen das Risiko der Übertragung von infektiösen Agenzien geringer ist.
Der Antikörper Emicizumab wirkt als Faktor-X-Aktivierer. Er wirkt somit wie der Gerinnungsfaktor VIII und stellt eine Alternative zur klassischen Substitutionstherapie bei Hämophilie A dar.

Die Teil-Indikationsgruppe der Mittel bei idiopathischer thrombozytärer Purpura umfasst derzeit nur den Therapieansatz der Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten. Über Aktivierung des Thrombopoetin-Rezeptors wird die Produktion von Blutplättchen stimuliert.

Die Teil-Indikationsgruppe der Mittel bei unspezifischen Gerinnungsstörungen gliedert sich in drei Therapieansätze, von denen das Vitamin K am wichtigsten ist. Vitamin K ist ein wichtiger Ko-Faktor bei der Synthese bestimmter Gerinnungsfaktoren, die daher auch Vitamin-K-abhängige Gerinnungsfaktoren genannt werden. Hauptanwendung von Vitamin K ist die Vitamin-K-Prophylaxe, die alle Neugeborenen erhalten sollen, damit Blutungen durch einen Vitamin-K-Mangel verhindert werden.

Literatur

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