Verbrauch J07 Impfstoffe

Veröffentlicht am: 19.09.22

Quelle: IGES-Berechnungen nach NVI (Insight Health), ab 2011 inkl. Zubereitungen
Teil-IndikationsgruppeVerbrauch in Mio. DDD
20112012201320142015201620172018201920202021
COVID-190,000,000,000,000,000,000,000,000,000,0058,14
Influenza15,1213,2313,4413,1512,2912,2512,3013,3914,1619,5319,47
Pneumokokken2,982,752,943,013,013,223,243,393,585,183,83
FSME3,503,433,023,833,093,203,384,014,944,333,77
Diphtherie-Pertussis-Poliomyelitis-Tetanus2,122,202,442,092,311,971,822,382,792,692,39
Pertussis, Kombinationen mit Toxoiden1,441,561,671,962,002,372,982,222,282,332,37
Diphtherie-HIB-Pertussis-Poliomyelitis-Tetanus-Hepatitis B2,112,062,162,122,382,612,662,662,652,452,13
Herpes zoster0,000,000,000,000,000,000,000,000,541,892,08
Masern, Mumps, Röteln0,580,850,960,911,290,960,990,961,411,841,40
Rotaviren0,090,120,200,841,031,171,211,211,231,221,25
HPV0,520,640,650,670,780,800,700,701,311,361,18
Meningitis0,920,820,780,780,740,820,850,850,930,930,93
Masern,Mumps, Röteln, Varizellen0,990,630,690,660,860,880,950,920,721,010,92
Übrige Impfstoffe4,163,953,513,693,503,513,393,003,132,562,18
Impfstoffe gesamt34,532,232,533,733,333,834,535,739,747,3102,0
COVID = Corona Virus Disease; Hib = Haemophilus influenzae b; HPV = Humanes Papillomavirus

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Im Jahr 2021 wurden für Versicherte der GKV 102 Mio. Impfdosen verbraucht, 54,7 Mio. mehr als im Vorjahr. Im Mittel erhielt jeder Versicherte 1,4 Impfdosen. Impfstoffe gehören damit zu den selten verordneten Arzneimitteln. Vor dem Hintergrund, dass nur die Influenzaimpfung einmal jährlich durchgeführt werden sollte und für die meisten Impfungen nur wenige Impfdosen im Leben erforderlich sind, werden Impfstoffe also eher häufig angewendet.

Im Jahr 2021 hat sich der Verbrauch von Impfstoffen im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt und mit 102,0 Mio. Impfdosen den bisher maximalen Verbrauch erreicht. Im betrachteten Zeitverlauf vor 2021 erreichte der Verbrauch 2007 einen Höchstwert von 47,6 Mio Impfstoff, der durch Impfungen gegen FSME, Meningitis, Pneumokokken und HPV verursacht wurde. Danach ging der Impfstoffverbrauch wieder zurück und erreichte 2012 einen Tiefpunkt, um ab 2018 wieder anzusteigen. Der 2021 zu beobachtende Verbrauchsanstieg ist durch die COVID-19-Impfung bedingt.

Ein starker Verbrauchsanstieg ist häufig auf Impfempfehlungen der STIKO zurückzuführen. Dies trifft z. B. zu für den Verbrauchsanstieg des Rotavirus-Impfstoffs 2013 und 2014 (RKI 2013) oder für den Herpes-zoster-Impfstoff (RKI 2018b). Der Anstieg 2020 war größtenteils eine Folge der COVID-19-Pandemie und betraf vor allem die Impfungen gegen Influenza und Pneumokokken, für die es Empfehlungen gegeben hatte. Ein weiterer Sondereffekt betraf die Zoster-Impfung: Hier hatte es bis Ende 2019 Lieferengpässe gegeben, sodass erst 2020 die Impfkampagne wirklich gestartet werden konnte.

Der starke Anstieg 2021 um fast 55 Mio. Impfdosen spiegelt den Verbrauch von COVID-Impfstoffen wider, die in Arztpraxen verabreicht wurden.

Ein Blick auf die Teil-Indikationsgruppen zeigt, dass 2021 die COVID-Impfung mit 57 % den größten Anteil am Verbrauch von Impfstoffen hatte, die im ärztlichen Bereich (niedergelassene und Betriebsärzte) verabreicht wurden und entspricht 57 Mio. Impfdosen. Nach Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit wurden im Jahr 2021 insgesamt 153,7 Mio. Impfdosen verimpft (BMG 2022), d.h. ein Großteil der Impfungen wurde durch Impfzentren abgegeben.

Rang zwei beim Impfstoffverbrauch nahmen mit 19,1 % die Influenzaimpfstoffe ein. Im betrachteten Zeitraum 2011–2021 lag das Verbrauchsmaximum für Influenza-Impfstoffe bei 19,53 Mio. Impfdosen im Jahr 2020 und war 2021 mit 19,47 Mio. Impfdosen nur wenig geringer. Bis 2012 ging der Verbrauch von Influenza-Impfstoffen auf 13,2 Mio. Impfdosen zurück. Seitdem verlangsamte sich der Verbrauchsrückgang, und seit 2017 steigt der Verbrauch wieder. Ob der beobachtete Verbrauchsrückgang in Zusammenhang mit Rabattverträgen von Krankenkassen mit Impfstoffherstellen steht, ist unklar. Die Rabattverträge galten als Ursache für Lieferengpässe von Impfstoffen (ÄrzteZeitung 2012). Mit dem 2017 in Kraft getretenen AMVSG sollten solche Verträge der Vergangenheit angehören (Ärzteblatt 2017).

An dritter Stelle in Bezug auf den Verbrauch lagen 2021 erneut die Pneumokokken-Impfstoffe mit einem Anteil von 3,8 %. Der hohe Verbrauchsanteil dieser Impfstoffe erklärt sich dadurch, dass für Säuglinge und Kleinkinder in der Regel eine dreimalige Impfung vorgesehen ist und Personen ab 60 Jahren mindestens einmal geimpft werden sollen (RKI 2016). Der erhebliche Verbrauchsanstieg von Pneumokokken-Impfstoffen um fast 45 % 2020 auf 5,2 Mio. Impfdosen war auf die vermehrte Impfung von Personen ab 60 Jahren anlässlich der Coronapandemie zurückzuführen; 2021 lag der Verbrauch mit 3,8 Mio. Dosen noch etwas über dem langjährigen Niveau. Der hohe Verbrauchsanteil der FSME-Impfung von 9 % ist dadurch bedingt, dass für diese Impfung relativ häufig Auffrischimpfungen erforderlich sind, nämlich alle drei bis fünf Jahre. 2020 ging der Verbrauch dieser Impfstoffe um 12 % zurück, erreichte aber dennoch den zweithöchsten Wert im betrachteten Zeitraum; 2021 war ein weiterer Rückgang auf allerdings übliche Mengen zu beobachten.

Ebenfalls hohe Verbrauchswerte zeigen weitere Impfungen, die entweder als Standardimpfungen im Impfkalender empfohlen werden und/oder bei denen die erforderliche Anzahl von Impfdosen relativ hoch ist. Viermal appliziert wird bei Säuglingen und Kleinkindern die Sechsfachkombination gegen Diphtherie, Haemophilus influenzae b (Hib), Pertussis, Poliomyelitis, Tetanus und Hepatitis B. Entsprechend finden sich hohe Verbrauchsanteile um die 2 %. Für Masern, Mumps, Röteln und Varizellen ist dagegen nur eine zweimalige Impfung vorgesehen, und dementsprechend findet sich ein geringerer Verbrauch.

Der Verbrauch von Impfstoffen mit Masernkomponente schwankte im Zeitverlauf: Im Jahr 2015, also dem Jahr, als Masernausbrüche erhebliche Medienreaktion nach sich zogen, stieg der Verbrauch stark an, danach pendelte sich der Verbrauch auf höherem Niveau ein als vor 2015. 2019 war erneut ein stärkerer Anstieg um über 0,2 Mio. Impfdosen (13 %) festzustellen, und 2020 stieg der Verbrauch von Masern-Impfungen sogar um 0,7 Mio. Impfdosen, d. h. um mehr als ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr. Dieser starke Anstieg steht sicher in Zusammenhang mit der neu geltenden Impfpflicht, die mit dem Masernschutzgesetz am 1. März 2020 auf den Weg gebracht wurde. 2021 ging der Verbrauch um 0,5 Mio. Impfdosen zurück, lag jedoch mit insgesamt 2,3 Mio. Impfdosen weiterhin über dem vor 2019 beobachteten Niveau.

Erwähnenswert ist außerdem, dass auch sich 2019 der Verbrauch von HPV-Impfstoff im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt hat und dieses Verbrauchsniveau auch 2020 bestehen blieb. 2019 stieg der Verbrauch, weil die STIKO die Impfung auch für Jungen empfohlen hat. Für das Jahr 2021 war ein ggü. dem Vorjahr um 12% geringerer Verbrauch festzustellen (1,18 Mio. Impfdosen). Dies entspricht nur etwa dem 1,7-fachem Verbrauch vor Empfehlung auch Jungen zu impfen. Der Anteil von Jungen an den Impflingen lag bereits vorher bei rund 20 % (hil 2022). Für 2020 stellte die DAK einen Rückgang der Erstimpfungsquote bei Jungen und Mädchen fest, den sie auf allgemein auf die Umstände der Corona-Pandemie zurückführte. Die die Quote der erstmals gegen HPV geimpften Jungen war der Meldung nach bei der DAK 2020 fast genauso hoch wie bei den Mädchen (EB/aha 2022). Welchen Hintergrund der für die GKV insgesamt zu beobachtende Rückgang 2021 hat, ist derzeit noch nicht bekannt.

Erwähnt werden soll an dieser Stelle auch die Impfung zur Prävention der Gürtelrose (Herpes zoster), die seit 2018 für Menschen ab 60 Jahren empfohlen wird. 2021 lag der Verbrauch mit knapp 2,1 Mio. Impfdosen um 10 % über dem Verbrauch des Vorjahres. Kumulativ beträgt der Verbrauch seit 2019 rund 4,5 Mio. Impfungen. Da für die Immunsierung zwei Impfungen erforderlich sind, hätten bisher rund 2,25 Mio. Menschen geimpft werden können. Dies ist bisher nur ein Bruchteil der insgesamt mehr als 21 Mio. Menschen ab 60 Jahren, die in der GKV versichert sind.