Veröffentlicht am: 22.02.24
Jahr | Wirkstoff | Therapieansatz | Anwendung |
2016 | Elbasvir und Grazoprevir | Kombinationen gegen Hepatitis C | Chronische Hepatitis C |
2016 | Velpatasvir und Sofosbuvir | Kombinationen gegen Hepatitis C | Chronische Hepatitis C |
2016 | Tenofoviralafenamid in insgesamt drei unterschiedlichen Fixkombinationen | Kombinationen gegen HIV/Aids | HIV/Aids |
2017 | Tenofoviralafenamid | Nukleoside | Hepatitis B |
2017 | Sofosbuvir, Velpatasvir und Voxilaprevir | Kombinationen gegen Hepatitis C | Chronische Hepatitis C |
2017 | Glecaprevir und Pibrentasvir | Kombinationen gegen Hepatitis C | Chronische Hepatitis C |
2017 | Emtricitabin, Tenofoviralafenamid, Darunavir und Cobicistat | Kombinationen gegen HIV/Aids | HIV/Aids |
2018 | Bictegravir, Emtricitabin, Tenofoviralafenamid | Kombinationen gegen HIV/Aids | HIV/Aids |
2018 | Dolutegravir und Rilpivirin | Kombinationen gegen HIV/Aids | HIV/Aids |
2018 | Letermovir | Terminase-Inhibitor | Zytomegalievirus (CMV) |
2019 | Doravirin | NNRTI | HIV/Aids |
2019 | Doravirin, Lamivudin, Tenofovirdisoproxil | Kombinationen gegen HIV/Aids | HIV/Aids |
2020 | Bulevirtid | Fusionsinhibitoren | Chronische Hepatitis D |
2020 | Ibalizumab | Anti-CD4-Antikörper | Multiresistente HIV-Infektion |
2021 | Remdesivir | Nukleoside gegen Coronavirus | Covid-19 |
2021 | Cabotegravir | Integrase-Hemmer | HIV, Aids |
2021 | Baloxavirmarboxil | Endonucleasehemmer | Influenza |
2021 | Fostemsavir | Attachment-Inhibitor | HIV, Aids |
NNRTI = Nicht-Nukleosidische Inhibitoren der reversen Transkriptase; NRTI = Nukleosidische Inhibitoren der reversen Transkriptase
Quelle: IGES, eigene Recherche |
Zwischen 2018 und 2022 wurden insgesamt 14 neue Produkte zur systemischen antiviralen Therapie eingeführt. Diese Produkte umfassen Einzelwirkstoffe und Fixkombinationen.
Der Großteil der Produkte, nämlich insgesamt sechs, wird bei HIV/Aids eingesetzt, zwei neue Produkte erweitern das verfügbare Spektrum zur Therapie von Zytomegalievirus (CMV)-Infektionen. der Infektion durch Influenzaviren bzw. durch SARS-CoV-2 (Coronavirus). Zudem wurden drei Produkte zur Behandlung von COVID-19 zugelassen.
Die neuen Produkte gegen das HIV umfassen drei Fixkombinationen sowie drei Einzelwirkstoffe. Von letzteren repräsentieren der Antikörper Ibalizumab und der Attachment-Inhibitor Fostemsavir neue Wirkprinzipien. Zwei der Kombinationen enthalten Tenofovir, das in Form des Tenofovirdisoproxil bereits seit vielen Jahren zur Verfügung steht. Es wurde nun als Tenofoviralafenamid in unterschiedlichen Fixkombinationen auf den Markt gebracht. Sowohl Tenofoviralafenamid als auch Tenofovirdisoproxil sind Prodrugs, die im Organismus in die aktive Form, das Tenofovir, überführt werden. Bei Tenofoviralafenamid geschieht dies erst in den Zielzellen, sodass weniger Tenofovir entsteht, das im übrigen Organismus wirkt bzw. dort zu unerwünschten Wirkungen führt. Man erhofft sich dadurch eine bessere Verträglichkeit.
Letermovir, das 2018 zur Vorbeugung von CMV-Infektionen eingeführt wurde, ist ein Terminase-Inhibitor, eine neue Wirkstoffklasse. Anders als bisherigen Wirkstoffe gegen CMV greift Letermovir ausschließlich virusspezifische Strukturen an und beeinflusst nicht den menschlichen DNA-Stoffwechsel. Letermovir ist ein Orphan Drug und wird bei Stammzelltransplantationen eingesetzt, um eine Reaktivierung bzw. Neuerkrankung der Patienten mit CMV zu verhindern. Auch Maribivir ist ein Orphan Drug und wird ähnlich eingesetzt wie Letermovir, allerdings bei Patienten mit Infektionen durch resistente CMV. Es richtet sich gegen das Virusprotein UL97-Proteinkinase, eines der Schlüsselenzym für die Vermehrung von CMV.
Remdesivir ist der erste Wirkstoff zur Behandlung von Infektionen durch das Coronavirus. Er wurde ursprünglich zur Behandlung von Infektionen durch Marburg- bzw. Ebolaviren entwickelt, brachte es jedoch nie zur Marktreife. Nirmatrelvir hemmt die Virusprotease des Coronavirus und somit die Virusvermehrung; Ritonavir verlängert die Wirkdauer von Nirmatrelvir. Der dritte Wirkstoff zur Therapie von COVID-19, Molnupiravir, wurde von der Bundesregierung beschafft, ohne dass eine Zulassung vorlag und war ab dem 1. Januar 2022 verfügbar. Am 24. Februar 2022 gab jedoch die europäische Arzneimittelagentur EMA bekannt, dass der Wirkstoff keine Zulassung erhalten würde, weil sich aus den vorliegenden Daten kein Nutzen ableiten ließe.
Mit Baloxavirmarboxil wurde ein neues Wirkprinzip bei der Behandlung der Influenza umgesetzt. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde jedoch bereits im Herbst 2021 der Vertrieb des Wirkstoffs in Deutschland wieder eingestellt.