Veröffentlicht am: 09.11.20
Jahr | Wirkstoff | Therapieansatz | Anwendung | ||
2015 | Dasabuvir | NS5B-Hemmer | Chronische Hepatitis C | ||
2015 | Ombitasvir, Paritaprevir und Ritonavir | Kombinationen gegen Hepatitis C | Chronische Hepatitis C | ||
2016 | Elbasvir und Grazoprevir | Kombinationen gegen Hepatitis C | Chronische Hepatitis C | ||
2016 | Velpatasvir und Sofosbuvir | Kombinationen gegen Hepatitis C | Chronische Hepatitis C | ||
2016 | Tenofoviralafenamid in insgesamt drei unterschiedlichen Fixkombinationen | Kombinationen gegen HIV/Aids | HIV/Aids | ||
2017 | Tenofoviralafenamid | Nukleoside | Hepatitis B | ||
2017 | Sofosbuvir, Velpatasvir und Voxilaprevir | Kombinationen gegen Hepatitis C | Chronische Hepatitis C | ||
2017 | Glecaprevir und Pibrentasvir | Kombinationen gegen Hepatitis C | Chronische Hepatitis C | ||
2017 | Emtricitabin, Tenofoviralafenamid, Darunavir und Cobicistat | Kombinationen gegen HIV/Aids | HIV/Aids | ||
2018 | Bictegravir, Emtricitabin, Tenofoviralafenamid | Kombinationen gegen HIV/Aids | HIV/Aids | ||
2018 | Dolutegravir und Rilpivirin | Kombinationen gegen HIV/Aids | HIV/Aids | ||
2018 | Letermovir | Terminase-Inhibitor | Zytomegalievirus (CMV) | ||
2019 | Doravirin | NNRTI | HIV/Aids | ||
2019 | Doravirin, Lamivudin, Tenofovirdisoproxil | Kombinationen gegen HIV/Aids | HIV/Aids | ||
Quelle: IGES, eigene RechercheNNRTI = Nichtnukleosidale Inhibitoren der reversen Transkriptase; NRTI = Nukleosidale, nukleotidale Inhibitoren der reversen Transkriptase |
Zwischen 2015 und 2019 wurden insgesamt 18 neue Produkte zur systemischen antiviralen Therapie eingeführt. Diese enthalten 13 neue Wirkstoffe – wobei einzelne Wirkstoffe, wie z. B. Tenofoviralafenamid, mehrfach in verschiedenen Kombinationen zugelassen wurden und einige Kombinationen zur Anwendung bei chronischer Hepatitis C je zwei neue Wirkstoffe enthalten. Tenofoviralafenamid wurde außerdem für zwei verschiedene Anwendungsgebiete zugelassen (HIV/Aids sowie Hepatitis B). Der Großteil der Wirkstoffe, nämlich insgesamt neun, wird bei der chronischen Hepatitis C eingesetzt, drei neue Wirkstoffe erweitern das verfügbare Spektrum zu Therapie von HIV/Aids. Das Tenofoviralafenamid wird zusätzlich zur Behandlung der Hepatitis B angewendet, und ein neuer Wirkstoff dient der Vorbeugung von Infektionen durch das Zytomegalievirus (CMV).
Die zur Therapie der chronischen Hepatitis C neu eingeführten Wirkstoffe wurden zunächst als Monopräparate zugelassen, die mit anderen Wirkstoffen kombiniert werden müssen. Alle ab 2016 zugelassenen Produkte kamen ausschließlich als fixe Wirkstoffkombinationen auf den Markt: Ähnlich wie bei HIV/Aids ist es für die Viruselimination bei chronischer Hepatitis C erforderlich, eine Wirkstoffkombination zu verabreichen.
Bis auf das Doravirin wurden die neuen Wirkstoffe gegen das HIV alle in Form von Fixkombinationen zugelassen. Viele Kombinationen enthalten Tenofovir, das in Form des Tenofovirdisoproxil bereits seit vielen Jahren zur Verfügung steht. Es wurde nun als Tenofoviralafenamid in unterschiedlichen Fixkombinationen auf den Markt gebracht. Sowohl Tenofoviralafenamid als auch Tenofovirdisoproxil sind Prodrugs, die im Organismus in die aktive Form, das Tenofovir, überführt werden. Bei Tenofoviralafenamid geschieht dies erst in den Zielzellen, sodass weniger Tenofovir entsteht, das im übrigen Organismus wirkt bzw. dort zu unerwünschten Wirkungen führt. Man erhofft sich dadurch eine bessere Verträglichkeit.
Bei Letermovir, das 2018 zur Vorbeugung von CMV-Infektionen eingeführt wurde, handelt es sich um einen Terminase-Inhibitor, eine neue Wirkstoffklasse. Anders als bisherigen Wirkstoffe gegen CMV greift Letermovir ausschließlich virusspezifische Strukturen an und beeinflusst nicht den menschlichen DNA-Stoffwechsel. Letermovir ist ein Orphan Drug und wird bei Stammzelltransplantation eingesetzt, um eine Reaktivierung bzw. Neuerkrankung der Patienten mit CMV zu verhindern.