Grundelemente der Ausgabenentwicklung bei Arzneimitteln in der GKV im Jahr 2017

Veröffentlicht am: 18.02.19

Differenziert nach vier Leistungsbereichen (ärztliche Behandlung, Arzneimittel, Krankenhausbehandlungen und Leistungen von Sonstigen) zeigt sich in der unteren Abbildung, dass die Arzneimittelausgaben, im Vergleich zu den anderen Leistungsbereichen, eine durchschnittliche Wachstumsrate aufweisen. Der Anstieg der Arzneimittelausgaben lag im Jahr 2017 bei 3,9 % und war damit geringfügig unter dem Wert des Vorjahres von 4,1 %. Die Arzneimittelausgaben erreichten in der Summe einen Wert von 37.703 Mio. Euro. Der Ausgabenanstieg für die Leistungen insgesamt betrug 3,6 % und lag leicht unter dem von Arzneimitteln. In der Summe erreichten die vier Leistungsbereiche einen Wert von 217.828 Mio. Euro. Der größte absolute Ausgabenanteil entstand auch im Jahr 2017 durch die Krankenhausbehandlungen, welche insgesamt 74.895 Mrd. Euro bzw. 34 % an den Ausgaben ausmachten. Dieser Ausgabenbereich trug auch mit Mehrausgaben von 1.945 Mrd. € am stärksten zum Ausgabenwachstum bei. Das höchste relative Wachstum zeigten, wie schon im Vorjahr, die Ausgaben für ambulante ärztliche Behandlung mit 4,3 %.

IGES-Berechnungen nach KJ 1 (BMG)

Die indexbasierte Darstellung in der folgenden Abbildung zeigt die Ausgabenentwicklung der einzelnen Leistungsbereiche, bezogen auf das Basisjahr 2007. Hierbei zeigt sich, dass die Ausgabenveränderung im Arzneimittelbereich in den letzten zehn Jahren insbesondere zwischen den Jahren 2011 bis 2013 von den übrigen Leistunsgbereichen abweicht. Hintergrund ist eine gedämpfte Wachstumsentwicklung, welche durch gesetzliche Maßnahmen erwirkt wurde (z.B. Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz, AMNOG). Seit dem Jahr 2014 entwicklen sich die Arzneimittelausgaben wieder auf ähnlichem Niveau, wie die anderen Leistungsbereiche.

IGES-Berechnungen nach KJ 1 (BMG)

Die folgende Tabelle zeigt eine differenzierte Aufschlüsselung des Leistungsbereiches der Arzneimittel nach KJ 1 des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG).

Elemente der Ausgabenentwicklung der GKV für Arznei- und Verbandmittel in den Jahren 2016–2017.
Element der AusgabenentwicklungQuelle2015 (Mio. Euro)2016 (Mio. Euro)2017 (Mio. Euro)Differenz 2016 vs. 2017 (Mio. Euro)2017 Prozentuale Änderung gegenüber dem Vorjahr(%)
IGesamtsumme Arznei- und Verbandmittel aus Apotheken nach AVP*IGES-Berechnung39.81441.34942.8201.4713,6
IIAbschläge auf diese Umsätze-8.524-8.868-9.071-2022,3
darunter
IIaZuzahlungen von PatientenKJ 1-2.101-2.174-2.196-221,0
IIbArzneimittelrabatte von Herstellern (gesetzlich und individuell)KJ 1-5.335-5.596-5.700-1031,8
IIcArzneimittelrabatte von ApothekernKJ 1-1.088-1.098-1.175-777,0
IIISonstiges**KJ 13.5463.7903.9541644,3
Ausgaben GKVKJ 134.83636.27037.7031.4333,9
* Aus Apotheken, ohne Hilfsmittel, zu Apothekenverkaufspreisen** Ausgaben für Arzneimittel außerhalb der vertragsärztlichen Versorgung, Digitalisierung der Verordnungsblätter, Arzneimittel von sonstigen Lieferanten und dem VersandhandelQuelle: KJ 1 (BMG), NVI (INSIGHT Health), IGES-Berechnungen

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Die GKV-Arzneimittelausgaben entsprechend der amtlichen Statistik setzen sich aus drei Elementen zusammen:

  • Umsätze aus Verordnungen für Arzneimittel, Verbandmittel etc., die über Apotheken ausgeliefert werden mit Ausnahme der Impfstoffe
  • Abschläge auf diese Umsätze durch Rabatte und Zuzahlungen
  • sonstige Umsätze von anderen Lieferanten sowie für Artikel, die nicht Arzneimittel sind, aber dort erfasst werden

Die Umsätze der Apotheken mit Arznei- und Verbandmitteln zu Apothekenverkaufspreisen stiegen – berechnet aus der amtlichen Statistik des BMG – 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 3,6 % bzw. 1.471 Mio. Euro auf 42.820 Mio. Euro (siehe obere Tabelle). Der Anstieg im Vorjahr war mit 3,9 % etwas höher, was einem Betrag von 1.534 Mio. Euro entsprach.

Für die Umsätze aus Apotheken waren die Steigerungen somit etwas geringer als für die Gesamtausgaben der GKV für Arzneimittel. Ursache für den Unterschied war der geringere Anstieg der Abschläge. Für die Kassen wurden im Vergleich zum Vorjahr zusätzliche Einsparungen bei Herstellern, Apotheken und Patienten von insgesamt 202 Mio. Euro realisiert. Im Vorjahr war die Summe der Einsparungen aus Rabatten von Herstellern und Apotheken sowie Zuzahlungen von Patienten noch um 344 Mio. Euro gestiegen.

Im Jahr 2017 nahmen die geleisteten Zuzahlungen weiter zu. Im Vergleich zum Vorjahr zeigte sich eine Steigerung von 22 Mio. Euro, was einen Betrag von 2.196 Mio. Euro ergab. Im Vorjahr war der Betrag noch um 73 Mio. Euro gestiegen.

Bei den gesetzlichen Rabatten handelt es sich um Abschläge nach § 130a Abs. 1 bis 3b SGB V. Die individuellen Rabatte sind die Ergebnisse von Rabattverträgen nach § 130a Abs. 8 und zu einem kleineren Teil nach § 130c SGB V. Die verhandelten Abschläge nach § 130b zwischen dem GKV-Spitzenverband und den pharmazeutischen Unternehmen auf Basis der frühen Nutzenbewertung nach § 35a durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) sind bereits in den Umsätzen berücksichtigt und werden nicht in den Rabattkonten ausgewiesen.

Die gesetzlichen und individuellen Rabatte der Hersteller bildeten weiterhin die höchsten Abschläge auf die Umsätze. Diese Rabatte waren 2017 mit 5.700 Mio. Euro, abgeleitet aus den Statistiken des BMG, um insgesamt 103 Mio. Euro höher als im Vorjahr. 2016 war das Rabattvolumen mit 261 Mio. Euro deutlich stärker gestiegen.Während 2017 die gesetzlichen Rabatte um 2,4 % zurückgingen, nahm die Höhe der geleisteten Individualrabatte um 3,7 % zu. Von 2015 zu 2016 waren die gesetzlichen Rabatte noch um 1,7 % und die individuellen Rabatte um 6,8 % gestiegen.

Die geleisteten Abschläge der Apotheker stiegen mit 1.175 Mio. Euro für das Jahr 2017 deutlich an. Der Apothekenabschlag hatte sich in den letzten Jahren nur geringfügig geändert. Für das Jahr 2014 galt ein Abschlag von 1,80 Euro, und für das Jahr 2015 erfolgte eine Absenkung auf 1,77 Euro. Mit dem GKV-Versorgungsstärkungsgesetz Mitte 2015 wurde diese Rabatthöhe auch langfristig festgesetzt, zuvor war sie immer wieder Verhandlungsgegenstand zwischen Apotheken und den gesetzlichen Krankenkassen. Geleistete Rabatte der Apotheker bei der Abgabe von Zubereitungen sind bereits in den Umsätzen berücksichtigt und werden nicht im entsprechenden Rabattkonto erfasst.

Sonstige Ausgaben für Arzneimittel außerhalb der vertragsärztlichen Versorgung, für die Digitalisierung der Verordnungsblätter und für Arzneimittel sonstiger Lieferanten sowie des Versandhandels stiegen 2017 um 4,3 % auf 3.954 Mio. Euro und somit deutlich moderater als noch im Vorjahr (6,9 %).