Entwicklung der Apothekenumsätze im Jahr 2017

Veröffentlicht am: 02.05.19

Um mit den Arzneimittel-Atlanten der Vorjahre kompatibel zu sein, erfolgte auch für den Arzneimittel-Atlas 2018 eine erste Betrachtung auf Ebene der Apothekenverkaufspreise (AVP). Die betrachteten Komponenten wurden hingegen auf Basis der Erstattungspreise (bzw. Taxpreise) berechnet. Gemeinsame Grundlage für alle Berechnungen im Arzneimittel-Atlas 2018 waren die Daten der „Nationalen Verordnungsinformation“ (NVI) für Fertigarzneimittel und Zubereitungen.

Der im Arzneimittel-Atlas betrachtete Gesamtmarkt umfasst 93 Indikationsgruppen. Im folgenden sind die zehn Indikationsgruppen dargestellt, welche im Jahr 2017 die größte absolute Umsatzveränderung – sei es in Form eines Anstiegs oder Rückgangs – erzielten.

Die zehn Indikationsgruppen mit der größten absoluten Umsatzveränderung (AVP) von 2016 nach 2017 (Fertigarzneimittel und Zubereitungen).
ATC 3IndikationsgruppeUmsatzänderung (Mio. Euro)Prozentuale Änderung gegenüber Vorjahr (%)Umsatz (Mio. Euro)Umsatz (Mio. Euro)
2016 vs. 20172016 vs. 201720162017
L04Immunsuppressiva641,713,94.606,75.248,4
L01Antineoplastische Mittel331,07,34.533,74.864,7
B01Antithrombotische Mittel238,212,11.960,22.198,3
A10Antidiabetika84,43,52.422,22.506,5
C10Lipidsenkende Mittel66,710,1662,2728,9
A16Andere Mittel für das alimentäre System und den Stoffwechsel58,313,2441,8500,1
N06Psychoanaleptika-67,3-6,51.029,3962,0
L03Immunstimulanzien-72,9-5,91.245,61.172,7
A02Mittel bei Säure bedingten Erkrankungen-78,5-9,9789,4710,9
J05Antivirale Mittel zur systemischen Anwendung-266,1-13,91.918,01.651,9
Sonstige Gruppen112,80,522.394,422.507,2
Gesamt1.048,12,542.003,543.051,6
Quelle: IGES-Berechnungen nach NVI (INSIGHT Health)

icon download

Wie schon im Vorjahr zeichnet sich die Gruppe der antiviralen Mittel zur systemischen Anwendung (J05) im Jahr 2017 durch den mit Abstand größten Umsatzrückgang aus. Der Rückgang entsprach einem Volumen von 266,1 Mio. Euro im Jahr 2017 und einem kumulierten Rückgang von 764,1 Mio. Euro in den letzten beiden Jahren. Dieser Rückgang war insbesondere Folge der Marktentwicklung zur Behandlung der chronischen Hepatitis C. Gegenüber dem Vorjahr ging der Verbrauch 2017 in diesem Therapiegebiet um 37,9 % zurück (im Vorjahr lag der Rückgang bereits bei 37,0 %). Exemplarisch hierfür steht das 2016 noch umsatzstärkste Präparat dieses Indikationsgebietes, die Wirkstoffkombination Sofosbuvir und Ledipasvir, welches einen weiterhin sehr starken Umsatzrückgang (-259,1 Mio. Euro) im Jahr 2017 zu verzeichnen hatte. Der Ausgabenrückgang der Mittel gegen Hepatitis-C-Viren hat zwei Ursachen: Zunächst stand hinter dem enormen Ausgabenzuwachs für diese Arzneimittel in den Jahren 2014 und 2015 ein angestauter Bedarf in der Erwartung besser wirksamer und besser verträglicher Arzneimittel bei außerdem erheblicher kürzerer Behandlungdauer im Vergleich zum damaligen Therapiestandard. Nachdem dieser Bedarf gedeckt war, ging der Verbrauch und damit die Ausgaben erheblich zurück. Inzwischen sind außerdem Wirkstoffkombinationen auf den Markt gebracht worden, die noch kürzere Behandlungszeiten möglich machen, was ebenfalls zu dem Verbrauchs- und Ausgabenrückgang beitrug.

Die drei Indikationsgebiete mit der größten Umsatzsteigerung waren mit denen im Vorjahr identisch. Die Indikation mit dem größten Umsatzanstieg war demnach in 2017 die Gruppe der Immunsuppressiva (L04). Die größten Treiber waren dabei Secukinumab (+90,8 Mio. Euro) und Ustekinumab (+86,3 Mio. Euro) zur Behandlung der Psoriasis sowie das Orphan Drug Lenalidomid (+78,9 Mio. Euro) zur Behandlung des Multiplen Myeloms. Der zweitstärkste Umsatzanstieg betraf die Indikationsgruppe der antineoplastischen Mittel (L01), wobei der mit Abstand stärkste Treiber der neue Wirkstoff Palbociclib war, welcher zur Behandlung von Brustkrebs eingesetzt wird. Er wurde im Dezember 2016 eingeführt und erzielte in 2017 einen Umsatz von 232,4 Mio. Euro. Weitere gewichtige Faktoren waren die Wirkstoffe aus der Gruppe der immunonkologischen Therapeutika. Das Immuntherapeutikum Pembrolizumab, welches seit August 2015 verfügbar ist, verzeichnete 2017 einen Umsatzanstieg von 67 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr, gefolgt von Nivolumab, welches im Juli 2015 in Deutschland eingeführt wurde und einen Anstieg von 61,6 Mio. Euro zu verzeichnen hatte. Die Ausgaben für Nivolumab stiegen damit 2017 deutlich geringer als 2016 mit 170,6 Mio. Euro.

In der Gruppe der antithrombotischen Mittel (B01) war wie schon im Vorjahr beim Faktor-Xa-Hemmer Apixaban der größte Anstieg zu beobachten (+166,2 Mio. Euro). Auch für die beiden weiteren Faktor-Xa-Hemmer ließen sich wieder große Steigerungen feststellen. Edoxaban, seit August 2015 auf dem deutschen Markt, hatte 2017 mit 82,7 Mio. Euro den zweitgrößten Anstieg, gefolgt von Rivaroxaban mit 18,3 Mio. Euro. Der Umsatzanstieg für die Antidiabetika (A10) war beim Wirkstoff Empagliflozin am größten (+67,6 Mio. Euro). Bei den lipidsenkenden Mitteln (C10) stiegen 2017, wie schon 2016, insbesondere die Umsätze bei Atorvastatin, und zwar sowohl für das Monopräparat (+25,2 Mio. Euro) als auch die Fixkombination mit Ezetimib (+29,3 Mio. Euro). Die Gruppe der anderen Mittel für das alimentäre System und den Stoffwechsel (A16) umfasst hauptsächlich Orphan Drugs zur Behandlung erblich bedingter Stoffwechselkrankheiten. Den größten Umsatzanstieg zeigte sich abermals für Asfotase alfa (+21,0 Mio. Euro) zur Behandlung einer Störung im Knochenstoffwechsel (Hypophosphatasie).