Die Komponenten der Ausgabenveränderungen bei Arzneimitteln innerhalb der GKV im Jahr 2017 im Überblick

Veröffentlicht am: 20.12.18

Die Komponentenzerlegung erfolgt seit dem Arzneimittel-Atlas 2011 auf Basis der Erstattungspreise (siehe Methodik), weshalb im Folgenden immer von Ausgaben die Rede sein wird. Seit dem Arzneimittel-Atlas 2015 werden dabei auch die Ausgaben der Zubereitungen aus Fertigarzneimitteln auf Basis der Taxpreise komplett berücksichtigt. Die Berechnung auf der Grundlage von Ausgaben anstatt Umsätzen beeinflusst insbesondere die Preiskomponente. Für alle übrigen Komponenten ergeben sich ähnliche Ausprägungen wie bei der Berechnung unter Berücksichtigung der Apothekenverkaufspreise. Insofern bleibt eine Vergleichbarkeit mit den früheren Ausgaben des Arzneimittel-Atlas für die meisten Komponenten gegeben.

Für eine Gruppe von zehn verschiedenen Komponenten werden Ausgabenveränderungen für die Versichertengemeinschaft bestimmt, welche sich aus den Mengen-, Struktur- und Preisänderungen zwischen 2016 und 2017 ergeben haben.

Das Bild der Veränderung weicht im Berichtsjahr 2017 für einige Komponenten vom Vorjahr ab. Am auffälligsten ist die im Vergleich zu 2016 erheblich geringere Verbrauchskomponente. Die Einsparungen durch die Preiskomponente waren 2017 deutlich niedriger als im Vorjahr. Die Innovationskomponente (Therapieansatz- und Analogkomponente) war im Berichtsjahr vergleichbar mit 2016.

IGES-Berechnungen nach NVI (INSIGHT Health)

Am auffälligsten war 2017 Jahr die niedrige "Verbrauchskomponente", die bei 507 Mio. Euro lag und damit nur etwa halb so hoch war wie im Vorjahr. In vielen Indikationsgruppen ist der Verbrauch 2017 geringer gestiegen als 2016 oder sogar zurückgegangen. Dies war insbesondere zu beobachten bei den antiviralen Mitteln (J05), antineoplastischen Mitteln (L01), bei den Ophthalmika (S01) die zur Behandlung von Augenerkrankungen eingesetzt werden und bei den Mitteln gegen säurebedingte Erkrankungen (A02). Die Zuwachs der Versicherten war im Jahr 2018 deutlich geringer mit einem Wert von 509.000 gegenüber dem Vorjahr. Im Jahr 2017 waren es noch 778.000 Personen gewesen.

Die Innovationskomponente „Therapieansatz“, ein Indikator für Neuentwicklungen in der Therapie, wuchs mit einem Wert von 1.062,1 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr (783,4 Mio. Euro) stärker an und hatte den größten Anteil an der Kostensteigerung. In zweiten Innovationskomponente „Analog-Wettbewerb“ gab es einen Ausgabenanstieg von 156,1 Mio. Euro, nachdem die Komponente noch 2016 mit Mehrausgaben von 298,1 Mio. Euro einen deutlich größeren Einfluss hatte. Getrieben wurde dieser Rückgang der Mehrausgaben insbesondere durch die antiviralen Mittel (J05). Damit war der gemeinsame Einfluss der beiden Innovationskomponenten auf die Ausgaben ähnlich hoch wie im Vorjahr.

Der höhere Anteil teurer Darreichungsformen hat sich im Jahr 2017 in Ausgabensteigerungen von 29,7 Mio. Euro niedergeschlagen. Dieser Effekt war bei den Allergenen (V01) am stärksten ausgeprägt. Im Jahr 2016 hatte die Komponente mit 30,8 Mio. Euro auf nahezu identischen Niveau gelegen.

Die Komponente „Wirkstärke“ blieb auch 2017 positiv und führte zu Mehrausgaben von 77,0 Mio. Euro (Vorjahr: 64,9 Mio. Euro) in der GKV. Dies bedeutete, dass in Summe über alle Indikationsgruppen die Ausgabensteigerungen durch Verschiebungen zu vergleichsweise teureren Wirkstärken höher waren als die Einsparungen durch umgekehrte Verschiebungen in anderen Indikationsgruppen. Der größte positive Effekt zeigte sich dabei bei den Mitteln bei obstruktiven Atemwegserkrankungen (R03).

In Bezug auf die Komponente „Packungsgröße“ hielt der Trend zu größeren Packungen weiter an. Für 2017 entfielen 74,4 % des Verbrauchs auf N3-Packungen. Gegenüber dem Vorjahr nahm der Einspareffekt leicht zu. Im Jahr 2017 wurden Einsparungen von 46,9 Mio. Euro erzielt. Die Einspareffekte waren bei Sexualhormonen und Modulatoren des Genitalsystems (G03) und den Impfstoffen (J07) am höchsten.

Der Effekt der "Parallelimporte" war 2017 niedriger als im Vorjahr. Sie trugen 2017 mit nunmehr 22,8 Mio. Euro zu den Einsparungen bei, gegenüber 69,0 Mio. Euro im Vorjahr. Der Anteil von Parallelimporten nahm bei Arzneimitteln, die 2016 und 2017 patentgeschützt waren, aber von 11,2 % (2016) auf 10,9 % (2017) ab. Die Einspareffekte ergaben sich daher vielmehr daraus, dass Parallelimporte der Originale durch günstigere Generika bzw. Biosimilars ersetzt wurden (z. B. im Falle des TNF-alfa-Inhibitors Etanercept).

Die "Generikakomponente" erfasst die Einsparungen, welche durch den Wechsel von teureren Originalen auf günstigere Generika bzw. Biosimilars erfolgen. Die Komponente trug 2017 mit 245,7 Mio. Euro zu den Einsparungen bei und war damit 2017 die Strukturkomponente mit dem größten Einspareffekt. Die Einsparungen durch diese Komponente waren 2017 um mehr als 100 Mio. Euro höher als im Vorjahr. Am stärksten trugen 2017 die antineoplastischen Mittel (L01) zu den Einsparungen durch generischen Wettbewerb bei (Generikaeinführungen).

Die Einsparungen ausgedrückt durch die "Herstellerkomponente" betreffen ebenfalls überwiegend Generika bzw. Biosimilars und fielen 2017 mit 177,2 Mio. Euro geringer aus als im Vorjahr (219,7 Mio. Euro). Die größten Einsparungen aufgrund eines Herstellerwettbewerbs gab es, wie schon im Vorjahr, in den Gruppen der Psychoanaleptika (N06) und Psycholeptika (N05). Dabei spielten für die Einsparungen auch die Rabattverträge eine Rolle, denn der Wechsel von nicht rabattierten Arzneimittel mit günstigeren Erstattungspreisen führte zu entsprechenden strukturellen Einsparungen.

Die "Preiskomponente" war 2017 mit 378,3 Mio. Euro zwar deutlich negativ, die Einsparungen waren aber spürbar geringer als noch 2016 (536,6 Mio. Euro). Die höchsten Einsparungen durch Preissenkungen wurden dabei für antineoplastische Mittel (L01) durch erzielt, wobei die verhandelten Erstattungspreise im Anschluss an die Nutzenbewertung die größte Rolle spielten.