Die Komponenten der Ausgabenveränderungen bei Arzneimitteln innerhalb der GKV im Jahr 2017 im Einzelnen

Veröffentlicht am: 20.12.18

Für eine übersichtlichere Darstellung werden im Folgenden die einzelnen Strukturkomponenten zu Hauptkomponenten zusammengefasst.

  • „Innovationen“ setzt sich aus den Komponenten „Therapieansatz“ sowie „Analog-Wettbewerb“ zusammen. Dahinter steht die Überlegung, dass diese Komponenten in der Regel dadurch zu Ausgabensteigerungen führen, dass der Anteil neuer Arzneimittel gegenüber älteren steigt.
  • Unter "Technische Einsparungen" werden die Komponenten „Darreichungsform“, „Wirkstärke“, „Packungsgröße“ und „Parallelimport“ zusammengefasst. Sie bezeichnen allesamt Faktoren, die primär durch die individuelle Therapieentscheidung des Arztes beeinflusst werden und damit vom Anbieter des Produkts unabhängig sind.
  • Die Komponenten „Generika“ und „Hersteller“, die ausschließlich Änderungen der Anteile der unterschiedlichen Anbieter anzeigen, werden in der Hauptkomponente "Anbieterbezogene Einsparungen" zusammengefasst. Die Entscheidung für ein günstiges Generikum oder einen günstigeren Hersteller erfolgt häufig ohne Einbeziehung des verordnenden Arztes aufgrund der Aut-idem-Regelung (bevorzugte Abgabe einer der drei günstigsten Alternativen) und insbesondere aufgrund von Rabattverträgen (bevorzugte Abgabe eines rabattierten Arzneimittels). Die Komponente „Anbieterbezogene Einsparungen“ drückt somit eher den Preiswettbewerb zwischen den Arzneimittelherstellern aus, sei es direkt über den Listenpreis oder indirekt über gewährte Rabatte gegenüber den Krankenkassen.
  • Die Komponente "Rest" drückt strukturelle Verschiebungen aus, die durch die oben genannten Einzelkomponenten nicht erfasst werden. Es handelt sich dabei immer um Veränderungen, die Produkte desselben Herstellers betreffen. Die Restkomponente schlägt dann an, wenn durch alle vorherigen Komponenten keine komplette Differenzierung von Produkten möglich ist. Dies kann z. B. der Fall sein, wenn Packungen mit 98 und 100 Tabletten angeboten werden, die beide der Packungsgröße N3 zugeordnet werden und durch die Packungsgrößenkomponente nicht unterschieden werden können. Bei der Entscheidung für solche Packungsgrößen können marktstrategische Überlegungen des Herstellers eine Rolle spielen. Die Komponente wird daher ebenfalls zu den „anbieterbezogenen Einsparungen“ gezählt.

Die Komponentenzerlegung für die hier untersuchten 17 Indikationsgruppen zeigt, dass zumeist die Verbrauchskomponente oder die Innovationskomponente dominiert. Die meisten dieser Indikationsgruppen sind durch eine negative Preiskomponente gekennzeichnet, d. h., dass Preissenkungen bei einem Teil der Arzneimittel – etwa infolge von Preisverhandlungen nach der Nutzenbewertung – zu Einsparungen geführt haben.

Die Verbrauchskomponente führte in einer Mehrzahl der hier betrachteten Indikationsgruppen zur Ausgabenerhöhung, doch war der Ausgabeneffekt in den meisten Fällen moderat. Lediglich die Immunsuppressiva zeigten, wie schon in den Vorjahren, einen hohen verbrauchsbedingten Ausgabenanstieg. Augenfällig ist dagegen , wie schon 2016, dass bei den antiviralen Mitteln zur systemischen Anwendung (J05) die Verbrauchskomponente wegen erneut gesunkenen Verbrauchs zu deutlichen Einsparungen führte. Der Verbrauchsrückgang wurde durch die Mittel bei Hepatitis C verursacht und folgt einem immensen Verbrauchsanstieg in den Jahren 2014 und 2015 nach Einführung einer Reihe von DAA (direkt wirkende antivirale Wirkstoffe). Dieser Verbrauchsanstieg war wiederum Ausdruck eines angestauten Bedarfs in Erwartung der besser wirksamen und verträglicheren Mittel. Für die Immunstimulanzien (L03) sowie die Mittel bei obstruktiven Atemwegserkrankungen (R03) war ebenfalls eine negative Verbrauchskomponente zu beobachten, die jedoch deutlich geringer dimensioniert war als für die antiviralen Mittel.

Für die antineoplastischen Mittel (L01) war die Summe aus den beiden Komponenten Verbrauch und Innovation am größten. Auffällige Verschiebungen zugunsten neuerer Arzneimittel zeigten sich auch in der Gruppe der antithrombotischen Mittel (B01), wo der Verbrauchsanteil der DOAKs (direkte orale Antikoagulanzien) erneut anstieg.

Die technischen Einsparungen, also Einsparungen durch veränderte Anteile von beispielsweise Wirkstärken, Darreichungsformen oder Packungsgrößen, fielen für die Impfstoffe (J07) am höchsten aus: Hier ist der Anteil von größeren Packungen, insbesondere bei den Grippeimpfstoffen, angestiegen. Die anbieterbezogenen Einsparungen waren für die Antineoplastische Mittel (L01), gefolgt von den Immunsuppressiva und den Mitteln zur Behandlung der Hypertonie (C02–C09) am größten. Die Preiskomponente war hingegen in den meisten Indikationsgebieten negativ. Die größten Einsparungen durch Preissenkungen wurden für die antineoplastischen Mittel (L01) erzielt, was die Folge der Preisverhandlungen und AMNOG-Rabatte war.

Im Folgenden werden die Hauptkomponenten differenzierter betrachtet. Dabei werden immer die zehn Indikationsgruppen mit dem größten Wert für diese Hauptkomponente und die zehn Indikationsgruppen entsprechend mit dem niedrigsten Wert dargestellt.