Veröffentlicht am: 06.12.21
Der Verbrauch von Impfstoffen (J07) ist im Jahr 2020 erheblich angestiegen und erreichte den höchsten Stand der vergangenen zehn Jahre. Im Vergleich zum Jahr 2011 lag der Verbrauch um 37 % höher.
Zum Einfluss der Maßnahmen, die wegen der Pandemie ergriffen wurden, soll betrachtet werden, wie sich der Verbrauch ausgewählter Impfstoffe im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 verhielt (siehe untere Abbildung). Es zeigt sich ein sehr klares Bild: Für die Impfstoffe gegen Influenza und Pneumokokken stieg der Verbrauch um rund 45 % bzw. 38 %. Dies spiegelt die Empfehlungen wider, die während der Pandemie von der STIKO gegeben wurden: Es sollten möglichst alle Menschen gegen Influenza geimpft werden, die bestimmten Risikogruppen angehörten (STIKO 2020a). Zusätzlich rieten die Kinderärzte, auch Kinder gegen Influenza impfen zu lassen (KNA 2020). Man wollte damit vermeiden, dass die Krankenhäuser zusätzlich zu der erwarteten Belastung durch Patienten mit COVID-19 solche mit Influenza versorgen müssten. Die verfügbare Impfstoffmenge war begrenzt: Es sollten bis zu 25 Mio. Impfdosen verfügbar sein. Im Zeitraum zwischen August und Dezember 2020 wurden 19 Mio. Impfdosen bestellt.
Bereits im Frühjahr 2020, zu Beginn der Pandemie, rief das Gesundheitsministerium dazu auf, sich gegen Pneumokokken impfen zu lassen (Wallenfels 2020). Diese Empfehlung wurde umgesetzt, und in den Monaten März bis Juni 2020 war der Verbrauch von Pneumokokken-Impfstoff fast 2,5-fach höher als im gleichen Zeitraum des Vorjahres (2,62 Mio. vs. 1,07 Mio. Impfdosen). Aufgrund der hohen Nachfrage kam es zu Lieferengpässen und das Bundesgesundheitsministerium musste einen Versorgungsmangel feststellen, um kurzfristig Impfstoff außerhalb der Regelungen des AMG in Verkehr bringen zu können (Tebroke 2020). Zudem wies die STIKO darauf hin, die Impfungen wie empfohlen auf Risikogruppen zu beschränken (STIKO 2020b).
Aus nachvollziehbaren Gründen präsentierte sich die Entwicklung bei Reiseimpfungen genau umgekehrt: Bei Impfungen gegen z. B. Typhus, Gelbfieber oder Japanische Enzephalitis ging der Verbrauch im Vergleich zum Vorjahr um 64,7–68,8 % zurück. Und auch für die Impfung gegen Tollwut, die ebenfalls bei Reisen unter bestimmten Bedingungen empfohlen wird, wurde ein Verbrauchsrückgang von 60,2 % beobachtet.