Verbrauchsentwicklungen bei Antibiotika, Rhinologika sowie Husten- und Erkältungsmitteln im ersten Jahr der Covid-19-Pandemie (2020)

Veröffentlicht am: 06.12.21

Systemische Antibiotika (J01) werden ambulant überwiegend bei Infektionen der Atem- bzw. der Harnwege eingesetzt. Rhinologika (R01) kommen zur Therapie von unterschiedlichen nasalen Symptomen zum Einsatz, hauptsächlich bei infektiös und allergisch bedingten Schwellungen der Nasenschleimhaut und Entzündungen der Nasennebenhöhlen (Sinusitis). Die Husten- und Erkältungsmittel (R05) umfassen hustenstillende (Antitussiva) sowie schleimlösende (Mukolytika) und auswurffördernde Mittel (Expektorantien). Somit können Wirkstoffe aus diesen drei Indikationsgruppen bei Atemwegsinfektionen verordnet werden.

IGES-Berechnungen nach NVI-Daten (INSIGHT Health).

Der Blick auf die langjährige Verbrauchsentwicklung zeigt, dass sowohl für Antibiotika als auch Husten- und Erkältungspräparate der Verbrauch seit 2014 zurückgeht, wobei der Verlauf für beide Indikationsgruppen erstaunlich parallel verlief (siehe obere Abbildung). Der Verbrauchsrückgang für beide Gruppen kann damit erklärt werden, dass der Einsatz zunehmend rationaler erfolgt. Für Antibiotika heißt das, den Einsatz in jedem Fall auf bakterielle Infektionen zu beschränken. Für den Rückgang von Husten- und Erkältungspräparaten mögen neben der Erkenntnis, dass der Nutzen dieser Mittel in vielen Fällen gering ist, auch Aspekte der Erstattung eine Rolle spielen. Falls die parallel verlaufende Verbrauchsentwicklung kein Zufall ist, könnte man vermuten, dass evtl. Antibiotika bei Atemwegsinfektionen gehäuft zusammen mit Husten- und Erkältungspräparaten verordnet werden und daher der Verzicht auf eine antibiotische Therapie auch den Verzicht auf die unterstützenden Mittel bedeuten könnte.

Im Jahr 2020 zeigt sich der Verbrauchsrückgang von Antibiotika sowie Husten- und Erkältungspräparaten erheblich stärker ausgeprägt als in den Vorjahren. So ging der Antibiotikaverbrauch 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 % zurück, im Jahr 2020 dagegen um 27,3 %. Für die Husten- und Erkältungspräparate lagen die entsprechenden Werte bei 10,3 % bzw. 38,6 %. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass dieser Rückgang auf die Pandemie-bedingten Schutzmaßnahmen und Kontaktbeschränkungen zurückzuführen ist: Dadurch wurde nicht nur die Übertragung von COVID-19 vermindert, sondern auch andere Infektionen der Atemwege: Als Beleg dafür kann gelten, dass die Influenzasaison 2020/21 praktisch ausgefallen ist (Buda et al. 2021).

IGES-Berechnungen nach NVI-Daten (INSIGHT Health).

Literatur