Verbrauchsbedingte Ausgabenänderungen bei Arzneimitteln innerhalb der GKV im Jahr 2017 im Jahr 2017

Veröffentlicht am: 18.12.18

Ausgabensteigerungen bedingt durch Verbrauchszunahmen stellten 2017 nicht die größte Hauptkomponente dar. Sie waren mit 507,4 Mio. Euro deutlich niedriger als noch im Vorjahr (1.011,0 Mio. Euro). Ursache dafür war, wie schon im Vorjahr, der bereits in Abschnitt 3 angesprochene starke Verbrauchsrückgang der Präparate zur Behandlung der chronischen Hepatitis C in der Gruppe der antiviralen Mittel zur systemischen Anwendung (J05). Ansonsten zeigte sich, mit Ausnahme der Immunstimulanzien (L03), in keiner der 93 bestehenden Indikationsgruppen ein bedeutsamer (über 50 Mio. Euro) verbrauchsbedingter Ausgabenrückgang. Nach einem moderaten Rückgang im Jahr 2016 (12,2 Mio. Euro), war die Minderung bei den Immunstimulanzien (L03) 2017 mit 50,9 Mio. Euro wieder deutlich stärker ausgeprägt und erreichte somit das Niveau der Vorjahre (u. a. 2015: 45,6 Mio. Euro). Ursache dafür war vor allem ein Rückgang des Verbrauchs für Mittel zur Behandlung der Multiplen Sklerose (MS). Ein nahezu gleichbleibender Rückgang von 14,3 Mio. Euro zeigte sich 2017 in der Indikationsgruppe von Wirkstoffen für eine Herztherapie (C01).

IGES-Berechnungen nach NVI (INSIGHT Health)

Weiterhin die mit Abstand am stärksten verbrauchsgetriebene Gruppe waren die Immunsuppressiva (L04). Ursachen dafür waren dabei zuvorderst die verbrauchsbedingten Ausgabensteigerungen bei den Teil-Indikationsgruppen der Psoriasis mit 207,3 Mio. Euro und den Mitteln zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis mit 140,1 Mio. Euro. In der Teil-Indikationsgruppe MS gab es einen verbrauchsbedingten Ausgabenanstieg von 82,3 Mio. Euro. Die Wirkstoffe zur Behandlung der MS verteilen sich mittlerweile auf drei Indikationsgebiete, neben den Immunsuppressiva und den Immunstimulanzien noch auf die anderen Mittel für das Nervensystem (N07). Über alle drei Indikationsgruppen betrachtet stieg der Verbrauch in den jeweiligen MS-bezogenen Teil-Indikationsgruppen von 31,5 Mio. DDD auf 32,3 Mio. DDD. Es fand dabei insbesondere eine Verschiebung von älteren injizierbaren Wirkstoffen zu neueren, überwiegend oral anwendbaren Wirkstoffen statt. Aufgrund der Methodik des Arzneimittel-Atlas wurde dabei ein Teil der strukturellen Verschiebungen als Verbrauchsveränderungen gewertet, weil die Teil-Indikationsgruppen auf der ATC-Klassifikation aufbauen und nur innerhalb dieser Gruppen Marktanteilsverschiebungen als strukturelle Verschiebungen gewertet werden. Neben dem bereits erwähnten verbrauchsbedingten Ausgabenanstieg bei den Immunsuppressiva führte der zunehmende Verbrauch von Dimethylfumarat (einziger Wirkstoff in der Teil-Indikationsgruppe MS innerhalb der Indikationsgruppe N07) zu einem Ausgabenanstieg von 16,1 Mio. Euro. Bei den Immunstimulanzien hingegen gab es in der Teil-Indikationsgruppe der MS-Therapeutika einen Ausgabenrückgang von 43,6 Mio. Euro aufgrund des gesunkenen Verbrauchs.

Auffällig war noch die Entwicklung in der Gruppe der antineoplastischen Mittel (L01). Die Ausgaben sind 2017 verbrauchsbedingt um 77,0 Mio. Euro gestiegen und damit deutlich geringer als noch im Vorjahr (183,6 Mio. Euro).

Eine gewisse Rolle spielte bei der Verbrauchssteigerung auch die weiterhin relativ starke Zunahme an Versicherten in der GKV. Gegenüber dem Vorjahr stieg nach der amtlichen Statistik KM6 die Zahl der Versicherten 2017 um 1,1 %. In der Mitte des Jahres 2017 waren damit 71,8 Mio. Menschen in der GKV versichert.