Ausgabenänderungen bei Arzneimitteln innerhalb der GKV durch anbieterbezogene Einsparungen 2017

Veröffentlicht am: 20.12.18

Die Hauptkomponente „Anbieterbezogene Einsparungen“ umfasst Einsparungen durch die Substitution von Originalarzneimitteln durch Generika bzw. Biosimilars, durch Verschiebungen zwischen Herstellern – insbesondere Generikaherstellern – und Verschiebungen innerhalb der Produkte eines Herstellers (Restkomponente).

Die Abgabe von Generika anstelle des Originalprodukts wird durch die Politik und die Selbstverwaltung der GKV aktiv gefördert. Verordnungsbudgets für Ärzte und das Festbetragssystem sind zentrale Instrumente zur Steuerung der Arzneimittelausgaben in der GKV. Auf diesem Wege nahmen die Verordnungsquoten von Generika und Biosimilars in den entsprechenden Marktsegmenten (definiert durch Wirkstoffmärkte, in denen es 2017 Generika oder Biosimilars und die entsprechenden Referenzprodukte gab) ständig zu. Im Jahr 2017 entfielen in diesen Marktsegmenten 90,5 % des Verbrauchs nach Tagesdosen und 66,6 % aller Ausgaben auf Generika und Biosimilars. Deutschland gilt in dieser Hinsicht als einer der Märkte mit der höchsten Generikasubstitution in Europa (OECD/EU 2016).

Zu Verschiebungen zwischen Herstellern kommt es insbesondere bei generischen Arzneimitteln, weshalb die Komponente hauptsächlich die Verlagerung hin zu preisgünstigeren Generikaherstellern abbildet. Dabei spielt durch die Betrachtung der Komponentenzerlegung auf Basis der Erstattungspreise auch der Abschluss von Rabattverträgen nach § 130a Abs. 8 SGB V eine Rolle. Infolge der Verschiebung von Verordnungen zu dem Rabattpartner einer Kasse kann es selbst bei vergleichbaren Listenpreisen zu einem Einspareffekt durch den Herstellerwechsel kommen. Gleiche Effekte können auch bei der Restkomponente eine Rolle spielen.

Im Jahr 2017 kam es bedingt durch die vermehrte Abgabe von Präparaten günstigerer Hersteller innerhalb verschiedener Indikationsgruppen wie schon in den Vorjahren zu einem Rückgang der Ausgaben der Versichertengemeinschaft. Im Vergleich zu 2016, als die Einsparungen bei 387,9 Mio. Euro lagen, fielen die Einsparungen 2017 mit 457,8 Mio. Euro aber deutlich höher aus. Die Auswirkungen der Komponente für die zehn Indikationsgruppen mit den jeweils zehn größten bzw. geringsten Ausgabenveränderungen zeigt die folgende Abbildung.

IGES-Berechnungen nach NVI (INSIGHT Health)

Bei vielen generisch verfügbaren Wirkstoffen werden mit dem Patentauslauf meist schon nach einem Jahr hohe Generikaquoten erreicht. Deutliche Einsparungen treten daher insbesondere nach Einführung der ersten Generika bei umsatzstarken Wirkstoffen auf, deren Patentschutz im Betrachtungszeitraum abgelaufen ist (Albrecht et al. 2011). Wie hier (Komponentenzerlegung im Überblick) gezeigt wurde, spielen aber auch die Verschiebungen zwischen den Produkten verschiedener Generikaanbieter (Herstellerkomponente) eine wichtige Rolle. Insgesamt war der Markt sowohl geprägt durch aktuelle Patentausläufe als auch durch weiterhin bestehende strukturelle Verschiebungen aufgrund Patentausläufen aus den Vorjahren. Der größte Einspareffekt mit 71,0 Mio. Euro für das Jahr 2017 zeigte sich in der Indikationsgruppe der antineoplastischen Mittel (L01). Die Einsparungen ergaben sich durch die Markteinführungen der Biosimilars von Rituximab (April 2017) sowie die Einführungen von Generika beim Proteinkinase-Hemmer Imatinib (Dezember 2016).

Die Gruppe der Immunsuppressiva (L04) sowie die Gruppe der Psychoanaleptika (N06) bewegten sich mit Einsparungen von 69,8 Mio. Euro bzw. 62,8 Mio. Euro, durch Generikasubstitution und die Verlagerung zu günstigeren Herstellern in dieser Gruppe, auf einem ähnlichen Niveau. Der Rückgang in der Gruppe der Immunsuppressiva (L04) war weiterhin getrieben von der Markeinführung von Biosimilars des TNF-alpha-Inhibitors Etanercept (Februar 2016) zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis. sowie vom weiterhin stark steigenden Anteil von Biosimilars bei Infliximab. Der Rückgang bei der Gruppe der Psychoanaleptika (N06) war insbesondere auf Duloxetin (Generikaanteil in 2017 bei 92,1 %) und Bupropion zurückzuführen. Weitere Details zu Patentausläufen in den Jahren 2016 und 2017 sind in beim Thema Generikaeinführungen näher erläutert.