Veröffentlicht am: 20.09.16
Bereits heute sind Krebserkrankungen die zweithäufigste Todesursache (s. Abschn. 3). Die Bedeutung von Krebserkrankungen für das Gesundheitssystem wird in Zukunft noch weiter wachsen. Ein Grund ist, dass bedingt durch die zu erwartende demografische Entwicklung die Zahl der Krebserkrankungen weiter zunehmen wird. Konkret wird geschätzt, dass zwischen 2010 und 2030 die Zahl der Krebsneuerkrankungen um 20 % steigen wird (RKI und GEKID 2015). Allein dadurch werden mehr Menschen als bisher von Krebs betroffen sein.
In den letzten Jahrzehnten hat sich der Anteil der Patienten, die eine Krebserkrankung überleben, ständig erhöht (s. Abschn. 3). Das heißt, die Überlebenszeiten sind länger geworden, und es ist anzunehmen, dass diese Entwicklung sich in Zukunft fortsetzen wird. Auch aus diesem Grund werden in Zukunft zu einem bestimmten Zeitpunkt mehr Menschen mit Krebs leben als heute. Viele Krebserkrankungen werden sich zunehmend zu chronischen Erkrankungen entwickeln. Das bedeutet für die Betroffenen ein längeres Leben mit Krebs und für das Gesundheitssystem, dass die entsprechenden Ressourcen zur Versorgung dieser Patienten bereitgestellt werden müssen.
Zudem ist mit einer größeren Anzahl von Krebsüberlebenden zu rechnen, also von Menschen, die an Krebs erkrankt waren und geheilt werden konnten. Auch bei Krebsüberlebenden kann sich ggf. viele Jahre nach der Krebserkrankung ein erhöhter Versorgungsaufwand manifestieren. Die Gründe können z. B. sein, dass es zu einer sekundären Krebserkrankung kommt oder sich Spätfolgen der Krebstherapie einstellen, wie z. B. eine Herzinsuffizienz (Rowland et al. 2013).
Krebs ist bereits heute heilbar. In Deutschland ist 5 Jahre nach Diagnosestellung noch mehr als die Hälfte der Patienten am Leben, nach 10 Jahren können 40–48 % der Patienten damit rechnen, noch am Leben zu sein, wobei die Aussichten je nach Krebsart und Stadium der Erkrankung natürlich sehr unterschiedlich sind (s. Abschn. 3). Die Frage ist daher, ob damit gerechnet werden kann, dass künftig jede Krebsart in jedem Stadium bei einem Großteil der Patienten heilbar sein wird.
Diese Vision wird einerseits als „nicht unmöglich, aber fern der Realisierung“ angesehen (Brücher et al. 2014). Andere Autoren sind der Meinung, dass wir noch enorme Fortschritte machen werden, jedoch „die einfache, universale oder endgültige Heilung“ nie in Sicht sein wird, weil die Krebszellen immer wieder einen Weg finden werden, uns zu entkommen (Mukherjee 2010).
Sicher ist jedenfalls, dass „ein Sieg über den Krebs“ mit den heutigen Möglichkeiten der Prävention, Diagnostik und Therapie nicht möglich sein wird und der Forschungs- und Entwicklungsbedarf weiter anhalten wird.