Historische Entwicklung der endokrinen zytostatischen Therapie

Veröffentlicht am: 03.10.16

Die endokrine zytostatische Therapie wird bei hormonabhängig wachsenden Tumoren eingesetzt. Dies ist vor allem beim Brustkrebs der Frau und beim Prostatakrebs der Fall. Dass Brustkrebs und Prostatagewebe hormonabhängig wachsen, wurde von Beatson, einem schottischen Arzt, im Prinzip bereits Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt: Er stellte fest, dass durch Entfernung der Eierstöcke bzw. eine Kastration – wie man heute weiß also durch Entzug von Estrogenen bzw. Androgenen – das Wachstum von Brustkrebs bzw. des Prostatagewebes gehemmt werden kann. Von dieser Beobachtung bis zur Einführung eines entsprechenden Arzneimittels sollten jedoch rund 80 Jahre vergehen. Die endokrine zytostatische Therapie wird ebenfalls den zielgerichteten Therapien zugeordnet.

Erst 1976 kam mit Tamoxifen ein Wirkstoff auf den Markt, der die wachstumsfördernden Effekte von Estrogen auf das Brustkrebsgewebe hemmt. Als weiterer wichtiger Meilenstein für die endokrine Therapie des Brustkrebses ist die Einführung der Aromatasehemmer in den 1990er-Jahren zu nennen. Diese Wirkstoffe hemmen die Biosynthese von Estrogenen. Tamoxifen und die Aromatasehemmer sind heute Standard der endokrinen Therapie, die jeder Frau mit invasivem Brustkrebs als adjuvante Therapie empfohlen wird.

Wesentliche Meilensteine für die endokrine Therapie des Prostatakrebses stellen die Entwicklung der Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH)-Analoga sowie der Antiandrogene in den 1980er-Jahren dar. Als weitere wichtige Entwicklungen sind außerdem das 2011 eingeführte Abirateron als erster CYP-17-Inhibitor zu nennen sowie das Enzalutamid (2013), mit dem die Gruppe der Antiandrogene weiterentwickelt wurde. Alle in der endokrinen Therapie des Prostatakarzinoms eingesetzten Wirkstoffe zielen darauf ab, die Synthese oder Ausschüttung von Testosteron zu hemmen bzw. dessen Wirkung am Testosteronrezeptor oder intrazellulär zu unterdrücken.