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Krebsmedikamente L01 Antineoplastische Mittel

Veröffentlicht am: 28.03.25

Arzneimittel, die zur Behandlung von Krebserkrankungen eingesetzt werden, finden sich in insgesamt drei Indikationsgruppen. Zur umfangreichsten Gruppe gehören die an dieser Stelle betrachteten antineoplastischen, d. h. gegen bösartige Neubildungen wirkenden Arzneimittel (L01). Als weitere Indikationsgruppe mit überwiegend bei Krebserkrankungen eingesetzten Wirkstoffen ist die Endokrine Therapie (L02) zu nennen. Schließlich finden sich einige weitere Wirkstoffe, die beim Multiplen Myelom zur Anwendung kommen, in der Indikationsgruppe der Immunsuppressiva (L04).

Es ist in den meisten Fällen nicht möglich, die Wirkstoffe bestimmten Krebserkrankungen zuzuordnen. Zwar gibt es Wirkstoffe, die nur bei ganz speziellen Formen einer bestimmten Krebserkrankung eingesetzt werden, die meisten Wirkstoffe werden jedoch bei unterschiedlichen Krebserkrankungen angewendet. Häufig werden Wirkstoffe miteinander kombiniert, um den bestmöglichen Therapieerfolg zu erreichen.

Bei manchen Krebserkrankungen kann eine antineoplastische Therapie kurativ eingesetzt werden, d. h. dass die Behandlung mit dem Ziel der Heilung durchgeführt wird. Dies trifft vor allem für akute Leukämien und bestimmte Lymphome zu.

Eine weitere Anwendungsform antineoplastischer Arzneimittel ist die adjuvante Therapie. Hier werden die Arzneimittel unterstützend zu einer operativen oder Strahlentherapie eingesetzt, z. B. um vor einer Operation (neoadjuvante Therapie) die Tumormasse zu verkleinern oder nach einer Operation bzw. Bestrahlung zu verhindern, dass aus kleinen, bis dahin nicht nachweisbaren Tumorabsiedlungen der Tumor erneut nachwächst. Adjuvante Therapien spielen eine wichtige Rolle bei den häufigsten Tumorarten: Brust-, Darm- und Lungenkrebs.

Bei vielen Krebserkrankungen werden, vor allem in fortgeschrittenen Stadien, antineoplastische Arzneimittel palliativ eingesetzt. Ziel der Behandlung ist es, die Lebenszeit zu verlängern, durch die Krebserkrankung verursachte Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Eine Heilung ist bei palliativer Therapie in der Regel nicht mehr möglich.

Teil-Indikationsgruppen

In der Indikationsgruppe der Antineoplastischen Mittel werden zwei Teil-Indikationsgruppen unterschieden. Von Bedeutung ist vor allem die Gruppe der chemisch definierten Mittel gegen Krebs mit zahlreichen Therapieansätzen.

Therapieansätze

In der Indikationsgruppe werden aktuell 50 verschiedene Therapieansätze unterschieden, davon sind rund 30 den zielgerichteten Therapien zuzuordnen, die seit der Jahrtausendwende verfügbar sind. Die übrigen Therapieansätze sind deutlich älter und wirken in der Regel weniger spezifisch, haben aber dennoch weiterhin einen festen Platz in der onkologischen Therapie.

Als zielgerichtet bezeichnet man Wirkprinzipien, die sich gezielt gegen Strukturen, Enzyme oder Prozesse richten, die ausschließlich oder überwiegend in Krebszellen nachweisbar und für Wachstum, Vermehrung und Ausbreitung der Krebszellen relevant sind. Die häufigsten zielgerichteten Therapien gehören zu den Proteinkinase-Inhibitoren, die entsprechend der Zielproteine in weitere Unterklassen gegliedert. Ein Pionier der Proteinkinasen ist das Imatinib, das zu den BCR-ABL-TKI. Das heißt, es ist ein sogenannter Tyrosinkinase-Inhibitor (TKI), der sich gegen das Fusionsprotein BRC-ABL richtet. Dieses Protein entsteht durch eine Mutation und führt zu einer Daueraktivierung bestimmter Signalwege in der betroffenen Zelle, was letztlich zur Entstehung von Krebs führen kann, in diesem Fall zu chronisch-myeloischer Leukämie. Weitere Unterklassen von Proteinkinase-Inhibitoren sind CDK-Inhibitoren (z. B. Palbociclib), Bruton-TKI (Ibrutinib) oder JAK-Inhibitoren (z. B. Ruxolitinib).

Unter den weiteren wichtigen Wirkprinzipien zielgerichteter Therapien sind mittlerweile die Immunonkologika zu nennen. Die Bedeutung des Immunsystems auch bei der Kontrolle des Wachstums von Krebszellen ist bekannt. Seit Langem wird und wurde daher z. B. Interferon alpha bei malignem Melanom angewendet, das allerdings vergleichsweise unspezifisch auf das Immunsystem wirkt. Tumorzellen können die gegen Krebszellen gerichtete körpereigene Immunabwehr ausschalten. Am häufigsten werden PD-1/PDL-1-Inhibitoren eingesetzt, die auf sogenannten „Immuncheckpoints“ wirken. Diese dienen physiologischerweise dazu, eine überschießende Immunreaktion zu verhindern. Immunonkologika wie das Nivolumab oder Pembrolizumab heben diese tumorbedingte Hemmung des Immunsystems auf und ermöglichen dem Immunsystem so (wieder) einen Zugriff auf die Krebszellen.

Häufig eingesetzt werden außerdem monoklonale Antikörper, die sich gegen bestimmte, für Krebszellen typisch Strukturen an der Zelloberfläche richten. Zu nennen sind hier insbesondere die Antikörper Trastuzumab und Bevacizumab gegen die Wachstumsfaktor-Rezeptoren HER2 und VEGF/VEGFR, die vor allem bei Brustkrebs bzw. Darmkrebs eingesetzt werden. Der älteste Antikörper ist das Rituximab, das an das Oberflächenprotein CD-20 bindet und Standard bei der Behandlung von Non-Hodgkin-Lymphomen ist.

Von wachsender Bedeutung sind außerdem Gentherapien, wobei es sich in der Onkologie bisher am häufigsten um zellbasierte Therapien handelt, wie bspw. die seit 2018 verfügbaren CAR-T-Zell-Therapien, die bei bestimmten Lymphomen zum Einsatz kommen. Hier werden T-Lymphozyten des Patienten gentechnisch so verändert, dass sie gezielt an die Krebszellen binden und diese zerstören.