Veröffentlicht am: 17.12.23
Der Zusammenhang zwischen erhöhter Lipidkonzentration im Blut und erhöhten kardiovaskulären Risiken wurde ab den 1950er-Jahren auf der Basis von großen epidemiologischen Studien, wie z. B. der Framingham-Studie, entdeckt. Nachfolgend wurden die verschiedensten Arzneimittel entwickelt, um die in den Studien entdeckten Risikofaktoren nicht nur durch Lebensstiländerungen, sondern auch medikamentös bekämpfen zu können. Die Entwicklung der Statine zur Senkung erhöhter Cholesterinspiegel und zur Prävention kardiovaskulärer Ereignisse stellt dabei eine der großen Erfolgsgeschichten der Medizin dar.
Insbesondere wenn neben erhöhten Blutfetten weitere Risikofaktoren vorhanden sind, wie z. B. Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Übergewicht oder eine familiäre Belastung in Bezug auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ist die Anwendung lipidsenkender Mittel zur Minderung des Risikos für kardiovaskuläre Ereignisse relevant.
Die bedeutendste Teil-Indikationsgruppe bei den lipidsenkenden Mitteln ist die der Lipidsenker im engeren Sinn. Diese Gruppe umfasst konventionelle Arzneimittel und monoklonale Antikörper, die zur Senkung der Blutfette, insbesondere eines erhöhten LDL-Cholesterins, eingesetzt werden, um so das kardiovaskuläre Risiko zu senken.
Zur Teil-Indikationsgruppe der Mittel bei Lipoproteinlipase-Defizienz (LPLD) gehört nur der Wirkstoff Alipogentiparvovec, ein gentherapeutisches Mittel. Es wird in Muskelgewebe injiziert, und der virale Vektor transportiert ein Lipoproteinlipase-Gen in die Zellen, sodass das fehlende Enzym von den Zellen synthetisiert werden kann. LPLD ist eine seltene Erkrankung. Durch den Enzymdefekt ist der Fettabbau gestört, und es kann bei den Patienten trotz strikt fettarmer Diät zu lebensbedrohlichen Entzündungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) kommen. Alipogentiparvovec wurde 2014 eingeführt. 2017 verzichtete der Hersteller wegen der geringen Nachfrage auf eine Verlängerung der befristeten Zulassung.
Wichtigster Therapieansatz bei den Lipidsenkern sind die Statine. Sie hemmen das Enzym HMG-CoA-Reduktase, ein Schlüsselenzym der Cholesterinbiosynthese. Durch die Hemmung kommt es zu einer verminderten Cholesterinsynthese in den Leberzellen. Cholesterin ist ein lebensnotwendiges Molekül und ein Grundbaustein z. B. für die Synthese von Steroidhormonen. Den intrazellulären Cholesterinmangel durch die HMG-CoA-Reduktase-Hemmung gleichen die Leberzellen dadurch aus, dass sie vermehrt LDL-Cholesterin aus dem Blut aufnehmen und so den LDL-Cholesterin-Spiegel im Blut senken.
Der Therapieansatz der Azetidinone umfasst nur einen Wirkstoff, das Ezetimib, und dessen Kombinationen mit Statinen. Ezetimib wirkt an Zellen des Dünndarms, wo es einen Steroltransporter hemmt. Dadurch wird weniger Cholesterin aus dem Darm aufgenommen, und es gelangt somit weniger Cholesterin in die Leberzellen.
PCSK9-Hemmer erhöhen die Zahl der LDL-Rezeptoren auf den Leberzellen. Diese Wirkung erfolgt indirekt über die PCSK9-Hemmung. PCSK9 (Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9; Proproteinkonvertasen dienen der Aktivierung von Proteinen, indem sie diese aus Vorläuferformen freisetzen) zirkuliert im Blut und bindet an die LDL-Rezeptoren, worauf diese in die Leberzelle aufgenommen und abgebaut werden. Durch Hemmung der PCSK9 unterbleibt dieser Effekt von PCSK9 und die Zahl der LDL-Rezeptoren auf den Leberzellen steigt. Es kann dann über diese zusätzlichen Rezeptoren mehr LDL-Cholesterin aus dem Blut entfernt werden.
ACL-Inhibitoren hemmen die ATP-Citrat-Lyase, ein weiteres Schlüsselenzym der Cholesterinsynthese. Als Folge wird weniger Cholesterin synthetisiert.